Größerer Verwaltungsaufwand und mehr Kommunikation sind nötig
Auch Pastorin Susanne Zingel aus Keitum auf Sylt berichtet von deutlich größerem Verwaltungsaufwand: Statt 300 Plätzen in der St. Severin-Kirche gibt es derzeit nur 52 – der Gottesdienst wird auch auf eine Leinwand nach draußen übertragen. Wer ihn besuchen möchte, muss sich telefonisch anmelden. Haupt- und Ehrenamtliche sind durch Aufsicht und Diskussionen über den Mund-Nasen-Schutz in der Kirche gefordert.
Zingel beobachtet manchmal, wie die Sylter, die „nicht richtig erholt“ aus den Lockdown-Wochen kamen, und die „erholungsbedürftigen Touristen“ aufeinanderprallen. Meistens gelinge das Miteinander, nur an den Schnittstellen komme es mehr als sonst zu Reibereien – beispielsweise beim Anstehen. Kommuniziert werden müsse viel, sagt die Theologin.
Auch sie bemerkt einen größeren Seelsorge-Bedarf: „Die Menschen haben das Bedürfnis, über ihre Erfahrungen zu sprechen“, sagt Zingel. Die Corona-Krise habe Erfahrungen verstärkt – sowohl die Dankbarkeit für positive Lebenserfahrungen als auch das Unbehagen.
Die Stimmung ist „freudig, wenn auch nicht ausgelassen“
Strandpastorin Katharina Gralla empfindet die Stimmung in der Lübecker Bucht als „freudig, grundsätzlich entspannt, wenn auch nicht ausgelassen“. Ihr Eindruck sei, dass die Menschen, die ans Meer kommen, erst mal sehr froh sind, dass sie Weite, Sand und Strand genießen können. „Dass sie Eis und Pommes essen können und auch einen Aperol Sprizz am Abend genießen können.“
Konzerte und Chormusik mussten gestrichen werden. „Vieles kann aber stattfinden: Gottesdienste und Andachten, drinnen und draußen, Kirchenführungen, Gute-Nacht-Geschichten im Strandkorb, Offenes Singen unter freiem Himmel, allerdings alles mit Hygieneauflagen und Abstandsgeboten“, sagt Gralla. Dabei beobachte sie immer wieder „dass alle sich freuen, dass wir draußen – mit Abstand – singen dürfen“.