Die Politikwissenschaftlerin leitet das Projekt, das erst im Juli begonnen hat, zusammen mit der Theologin Nina Schmidt. Beteiligt ist auch Christian Staffa, EKD-Beauftragter für den Kampf gegen Antisemitismus und Studienleiter an der Evangelischen Akademie zu Berlin. „Es gibt einen großen Bedarf an der Auseinandersetzung mit christlichen Diskriminierungsmustern“, sagt Kristina Herbst. „Viele kirchliche Mitarbeitende fühlen eine Ohnmacht bei diesen Themen. Sie wünschen sich Unterstützung in ihrer praktischen Arbeit.“
Das „DisKursLab – Labor für antisemitismus- und rassismuskritische Bildung & Praxis“, wie es vollständig heißt, soll genau das leisten. Gefördert wird „DisKursLab“ vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat und im Jahr 2020 auch durch den Digitalinnovationsfonds der EKD.
„Ziel ist es, digitale demokratische Orte zu stärken, und vor allem Partizipation zu ermöglichen“, sagt die 32-jährige Herbst. „Eine Frage ist zum Beispiel, wie wir ins Gespräch über menschenfeindliche und diskriminierende Einstellungen mit christlichen Grundierungen kommen.“ Es gelte, Sprachlosigkeit und Diskriminierungsmuster im Alltag zu erkennen und zu überwinden. „Leider sind antisemitische und rassistische Denkmuster unter christlich geprägten Menschen genauso vertreten wie woanders auch“, so Herbst.
Nach dem Motto Digitalität und Demokratisierung soll das Projekt Bildungsformate verbinden und so nicht nur die kirchliche antisemitismus- und rassismuskritische Praxis vor Ort, sondern auch im Internet stärken. „Unser Ziel ist es, viele verschiedene Methoden zur pädagogischen Auseinandersetzung zu entwickeln, die uns in eine selbstkritische Bearbeitung bringen und ihren Weg in die Praxis finden“, sagt Kristina Herbst. Schließlich müsse Kirche befähigt sein, sich auf einer selbstreflexiven Grundlage einzumischen. „Und dazu müssen wir bei uns selbst anfangen, auch wenn das anstrengend ist und Widerstände hervorruft. Denn nur dagegen-sein bringt keine Bewegung.“
Die Evangelische Kirche in Deutschland unterstützt innovative digitale Projekte und will damit den Wandel der Kirche hin zu mehr digitalen Angeboten fördern. Dazu gibt es den Digital-Innovationsfonds, der eine Million Euro umfasst. Weitere innovative Projekte, aber auch Informationen zur Antragsstellung finden Sie auf der EKD-Seite zum Fonds.
Sven Kriszio