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Pandemie führt zu neuen Formen des Trauerns – EKD


Für die individuelle Trauer seien die christlichen Rituale wichtig, betonte Bahr. Kirchen seien Orte, an denen Hinterbliebene stumm sein dürften in ihrer Trauer, an denen sie sich aber auch trauen dürften, „im öffentlichen Raum zu weinen“. Zugleich seien aber auch Orte des kollektiven Erinnerns wichtig. „Dass wir uns dieser Trauer auch kollektiv stellen müssen, das scheint mir sonnenklar zu sein“, sagte die Theologin, die Mitglied im Deutschen Ethikrat ist.

In der Öffentlichkeit werde das Sterben in der Pandemie häufig auf die reinen Fallzahlen reduziert. „Das ist zu abstrakt, um es als individuelles Sterben zu begreifen“, sagte Bahr. „Wir gewöhnen uns auch an die hohen Sterbezahlen, bis sie plötzlich auch in unserer Nachbarschaft passieren.“ Als öffentliche Orte der Trauer halte sie etwa lokale Gedenktafeln für die Corona-Toten der einzelnen Städte und Gemeinden für denkbar – „damit aus diesen Zahlen wenigstens Eigennamen werden“.

Die Pandemie mit ihrer „Allgegenwärtigkeit des Todes“ berge aber auch die Chance auf einen neuen Umgang mit dem Leben. „Die Einsicht in die permanente Bedrohung kann das Leben auch kostbarer machen“, sagte die Regionalbischöfin. „So wie wir mit dem Tod umgehen, so gehen wir auch mit dem Leben um, das ist eine ganz alte Weisheit.“

Bislang starben in Deutschland nach Angaben der Robert Koch-Instituts (RKI) insgesamt 22.475 Menschen an oder mit dem Coronavirus. Zuletzt meldeten die Gesundheitsämter 500 Tote binnen eines Tages, wie das RKI am Dienstag mitteilte.