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Mit Solidarität schwere Zeiten meistern – EKD


Aschau (epd). In den vergangenen Jahren sollte es einfach nichts werden, mit dem Beten am Berg. Entweder Corona oder Regenwetter durchkreuzten Jahr für Jahr die Pläne der Veranstalter. Doch an diesem Sonntag war es endlich wieder so weit: Die Kampenwand rief – und die Menschen kamen.

Für den Münchner Regionalbischof Christian Kopp und die Rosenheimer Dekanin Dagmar Häfner-Becker war es ihr erster Kampenwand-Gottesdienst mit Panoramablick – beide traten ihr Amt kurz vor oder während der Pandemie an.Begleitet von den Hafenstoaner Alphornbläsern und Posaunenchören des Kirchenkreises warb Kopp in seiner Festpredigt für solidarisches Teilen als Beitrag der Christen für eine friedliche Welt.

Die Orientierung am Gemeinwohl sei „in der christlichen DNA angelegt – aber nicht in der DNA des Menschen an sich“, sagte der Theologe vor der malerischen Kulisse des Kampenwandkamms. Es sei deshalb die Aufgabe von Christinnen und Christen, Geschichten zu erzählen, wie Miteinanderteilen funktioniere. Grundlage von Kopps Predigt war das biblische Gleichnis der Brotvermehrung: Die Geschichte erzählt, wie 5.000 Menschen von fünf Broten satt wurden.

„Man fühlte sich in dieser großartigen Natur tatsächlich wie in die Zeit von Jesus zurückversetzt, bei der Speisung der 5.000 am Berg“, sagt Silvio Kalauka aus Bernau nach dem Gottesdienst: „So als wäre er auch tatsächlich anwesend.“

Kopp nahm auch Bezug auf die Energiekrise: Derzeit würde die Bevölkerung mit Blick auf den Winter auf schwere Zeiten eingeschworen. Er nehme das ernst, sagte der Theologe, fordere aber in der Debatte um Einsparungen „den richtigen Ton“. Schon jetzt könnten sich zu viele das Leben nicht mehr leisten. „Wenn jetzt neben den Lebensmittelpreisen auch die Energiekosten noch viel mehr steigen, wird das schwer – für zu viele“, sagte der Regionalbischof. Der Rat, kalt zu duschen, helfe da nicht weiter. Gefragt seien vielmehr staatliche Hilfen und „die Solidarität derer, die viel haben, mit denen, die wenig haben“.

„Ich bin extra heute hier hochgekommen“, erzählt Gottesdienst-Teilnehmerin Erika Goldhammer aus München. Für sie sei die Kombination von Bergerlebnis, Chiemsee-Blick und die Gemeinschaft beim Gottesdienst „ein sehr berührendes Ereignis“ gewesen.

„Erfunden“ hatte den Kampenwand-Gottesdienst 1979 der damalige Münchner Regionalbischof Theodor Glaser. Seither nimmt der Trend zum Gottesdienst in luftiger Höhe laut bayerischer evangelischer Kirche stetig zu: Wurden 1982 erst 30 Berggottesdienste in den oberbayerischen und Allgäuer Alpen angeboten, waren es 1989 schon über 80 und 1997 über 150 Veranstaltungen. Im Jahr 2000 wurde schließlich die 300er-Marke geknackt, mit mehr als 15.000 Teilnehmern und mehr als 100 Pfarrern im Einsatz.

Gottesdienst-Teilnehmerin Claudia Preuße aus Thüringen ist gerade im Urlaub hier. „Es hat gutgetan, hier bei der Andacht innezuhalten, die Gemeinschaft zu erleben, zu sich zu finden und sich mit Fragen nach der Seele und warum ich in der Kirche bin, zu beschäftigen“, beschreibt sie: „ein Gänsehautmoment.“