Auch die Kirchen selbst seien derzeit von unterschiedlichen Krisen betroffen und damit beschäftigt, sagte Kurschus. Dadurch stehe die Bewegung aufeinander zu im Moment nicht so im Vordergrund. „Das ist aber kein Zustand, der so bleiben darf, weil die Welt uns gemeinsam braucht und weil die Krisen zu groß sind, als dass wir uns jetzt in unserem ‚Kirchesein‘ mit dogmatischen Fragen lähmen dürften“, mahnte die EKD-Ratsvorsitzende.
Auf die Frage zu einer möglichen Wiedervereinigung von evangelischer und katholischer Kirche erklärte Kurschus, dass Einheit kein „fauler Kompromiss“ sein dürfe, der das Unterscheidende verschweige oder kleinrede. „Aber das Trennende darf auch nicht zu einer Mauer werden, die verhindert, dass wir uns miteinander bewegen oder dass wir immer im Gespräch bleiben“, sagte sie. Die Vielfalt in der Einheit sei bereichernd.
Für sie persönlich bedeute Reformation, dass Umkehr und Veränderung in jeder Situation möglich seien. „Das war es ja, was Martin Luther damals bewirkt hat: dass es einen großen Umbruch nicht nur in der Kirche gab, sondern einen Umbruch, der in die ganze Gesellschaft hinein ausstrahlte.“