Evangelischer Bischof für die Seelsorge in der Bundeswehr beim Treffen europäischer Religionsvertreter:innen in Brüssel
Auf Einladung des Ersten Vizepräsidenten der EU-Kommission, Margaritis Schinas, kamen heute acht Religionsvertreter aus Judentum, Christentum und Islam im Rahmen des jährlichen hochrangigen Treffens der Religionsführer zu einem Austausch über die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine mit der EU-Kommission zusammen. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wurde vom Evangelischen Bischof für die Seelsorge in der Bundeswehr, Bernhard Felmberg, vertreten.
Felmberg unterstrich, dass der russische Angriff auf die Ukraine die europäische Friedensarchitektur nach dem 2. Weltkrieg aus den Angeln gehoben hätte. Eine Neuausrichtung der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik sei daher dringend geboten. Mit dem Strategischen Kompass, dem neuen sicherheits- und verteidigungspolitische Grundlagendokument aus dem Jahr 2022, habe die EU einen wichtigen Schritt unternommen, nun müsse es an die Umsetzung gehen.
Er begrüßte das „beeindruckende Engagement der EU zur Unterstützung der Ukraine: angefangen von den Sanktionen und den Waffenlieferungen über wirtschaftliche und humanitäre Hilfe bis hin zur Aufnahme von Flüchtlingen“. Es sei zu hoffen, dass die EU trotz aller Herausforderungen ihre innere und äußere Einheit bewahren könne.
Die Militärseelsorge verfüge über vertiefte Expertise beim Umgang mit traumatisierten Menschen, die auch im Austausch mit den Militärseelsorgern aus europäischen Nachbarländern gewonnen worden sei, so Felmberg. Er verwies in diesem Zusammenhang auf Handreichungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirchen zum Umgang mit traumatisierten Menschen und zu Möglichkeiten mit Kindern über Krieg zu sprechen. Das Material sei auch ins Englische und Ukrainische übersetzt worden.
Der Bischof drückte seine Dankbarkeit darüber aus, dass „die EU-Mitgliedstaaten einhellig für die Menschen, die aus der Ukraine zu uns fliehen, schnell und unbürokratisch die Möglichkeit einer temporären Aufnahme geschaffen haben.“ Kirche und Diakonie hätten bei der Aufnahme wichtige Arbeit geleistet. Er unterstrich die Hoffnung seitens der EKD, dass die positiven Erfahrungen mit der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine auch in den aktuellen Beratungen um die Reform des EU-Asyl- und Migrationsrechts Berücksichtigung finden würden.
Der russische Angriffskrieg wirke sich auch massiv auf das Leben der Menschen in Europa aus. Die hohe Inflation und die gestiegenen Energiepreise brächten soziale Härten mit sich. Es bestehe die Gefahr, dass die soziale Schere und Unzufriedenheit in der EU wachsen und die politischen Ränder gestärkt würden. Die EU dürfe deshalb nicht darin nachlassen, einen Beitrag zu sozialem Frieden und Sicherheit zu leisten.
Hintergrund:
Der griechische Kommissar Schinas ist im Kabinett von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für den Dialog mit den Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften zuständig. An dem Dialogtreffen nahmen ferner der Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Othmar Karas, sowie der neu bestimmte Sonderbeauftragte für Religionsfreiheit außerhalb der EU, Frans van Daele, teil.
Um die Bedeutung des Dialogs der EU mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften zu betonen, hat der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, 2005 erstmals hochrangige Vertreter der Religionen in Europa zu einem „High-level religious leaders´ meeting“ eingeladen. Seit Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon gehört der Dialog mit den Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften zum Primärrecht der EU.
Hannover/Brüssel, 27. Januar 2023
Pressestelle der EKD
Annika Lukas