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18.04.2023 50 Jahre Friedenspfarramt – Interview mit Pfarrer Stefan Schwarzer zur freien Nutzung in Ihrem Medium

50 Jahre Friedenspfarramt – Interview mit Pfarrer Stefan Schwarzer zur freien Nutzung in Ihrem Medium

„Aktuell wird einmal mehr bewusst, wie wichtig der Einsatz für den Frieden ist“

Stuttgart. Zum 1. Januar 1973 wurde die Sonderpfarrstelle des „Beauftragten der Evangelischen Landeskirche für Fragen der Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistenden“ eingerichtet. Dieses 50-jährige Jubiläum hat die Landeskirche am 17. April mit einem Podiumsgespräch in der Evangelischen Akademie Bad Boll gefeiert.

Aus diesem Anlass finden Sie im Anhang zusätzlich zur Pressemitteilung auch ein Interview mit Pfarrer Stefan Schwarzer, dem aktuellen landeskirchlichen Friedensbeauftragten, das Sie gerne frei in ihrem Medium verwenden können.

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl würdigt die Arbeit des Friedenspfarramtes so: „‘Suche Frieden und jage ihm nach‘, heißt es in Psalm 34,15. Aktuell wird uns einmal mehr bewusst, wie wichtig der Einsatz für den Frieden ist und wie weitsichtig unsere Landeskirche mit der Einrichtung eines Friedenspfarramtes gehandelt hat.“

Die historischen Wurzeln des Friedenpfarramtes lagen im Konflikt zwischen der allgemeinen Wehrpflicht und Artikel 4, Absatz 3 des Grundgesetzes, in dem es heißt: „Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.“ Stefan Schwarzer, Friedensbeauftragter der württembergischen Landeskirche, sagt dazu: „Es dauerte einige Jahre, bis sich die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass zwischen Wehrpflicht und Artikel 4 ein logisches Problem bestand, doch ab 1961 war es möglich zu verweigern: Am Ende eines schwierigen und komplexen Verfahrens konnte ein Verweigerer Zivildienst leisten.“ Das Pfarramt sei dezidiert gegründet worden, um junge Männer in diesen Verfahren zu begleiten. Mit den Jahren sei es dann einfacher geworden, den Wehrdienst zu verweigern, bis er 2011 ganz abgeschafft wurde.

Und weiter sagt Schwarzer: „Große globale Ereignisse haben immer auch die Friedensarbeit betroffen. Der NATO-Doppelbeschluss, die Wende 1989, der Jugoslawienkrieg in den 90ern (und der dabei begangene Genozid in Srebrenica) und 9/11 seien exemplarisch genannt. Kirchliche Friedensethik stand theologisch und praktisch immer vor neuen großen Herausforderungen, nicht erst seit dem 24. Februar 2022.“ Kriegsdienstverweigerung sei zwar kein Schwerpunkt der Arbeit, so Schwarzer, doch gebe es sie nach wie vor „und seit Ausbruch des Ukrainekrieges mehr denn je: Männer, die irgendwann den Wehrdienst geleistet haben und diesen nun, oft Jahrzehnte danach, rückwirkend verweigern wollen.“

Schwerpunkte der Arbeit des Friedenspfarramts seien die Vernetzung mit kirchlichen und nichtkirchlichen Akteuren, Friedensbildung, konkrete Initiativen und Friedensgebete zu Themen wie Atomwaffen und Klimagerechtigkeit sowie das Offenhalten von Gesprächsräumen in anspruchsvollen Zeiten: „Eine Pandemie polarisiert, ein Krieg ebenso – um dies als Gesellschaft auszuhalten, müssen Menschen einander menschlich begegnen können, mit Respekt vor der Vielfalt der Meinungen und einem regen Austausch darüber, wo Meinung endet und Verunglimpfung beginnt“, so Schwarzer. Das Friedenspfarramt solle ein solcher Ort sein, „an dem dieser Austausch geschieht und aus dem heraus ein Stück Frieden erwächst – in dem Wissen um unsere Begrenztheit und der Hoffnung auf einen anderen Frieden, höher als die menschliche Vernunft.“

Dan Peter
Sprecher der Landeskirche 

Hinweis: Mehr über das Friedenspfarramt der württembergischen Landeskirche finden Sie hier.