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EKD und Diakonie beraten über Folgen aus der Missbrauchstudie – EKD


Das Thema Missbrauch sollte seiner Ansicht nach in alle evangelischen Kirchengemeinden hineingetragen werden. Der Sprecher der Betroffenen im Beteiligungsforum betonte, es gehe um berechtigte Anliegen von Betroffenen bezüglich Aufarbeitung und etwa der Zahlung von Anerkennungsleistungen. Das Beteiligungsforum berät derzeit unter anderem über eine Reform des Disziplinarrechts von Pfarrern und kirchlichen Angestellten und über die Neuordnung der Anerkennungsleistungen. Noch bis Montag tagen die 17 ständigen Mitglieder des Gremiums in Hannover.

Am 25. Januar hatte der unabhängige Forschungsverbund ForuM im Auftrag der EKD und der Diakonie eine Studie über Risikofaktoren und Ausmaß sexualisierter Gewalt vorgestellt. Die Forschung fand Hinweise auf mindestens 2.225 Betroffene und mindestens 1.259 mutmaßliche Täter, die tatsächliche Zahl der Betroffenen dürfte der Einschätzung zufolge deutlich höher liegen. Zudem attestierten die Forschenden eine „Verantwortungsdiffusion“, ein problematisches Amtsverständnis bei Pfarrern und die Diskreditierung von Betroffenen, die die Gewalt gegen sie öffentlich machten.

Die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, hält indes eine Sondertagung der EKD-Synode nicht für sinnvoll. Zunächst müssten im Beteiligungsforum so schnell wie möglich und so sorgfältig wie nötig Maßnahmen aus der Studie und ihren Empfehlungen abgeleitet werden, sagte sie der „Welt am Sonntag“. Diese würden dann der Synode, die regulär im November tagt, vorgelegt. Das Beteiligungsforum sei der „zentrale Ort für die Weiterarbeit mit der ForuM-Studie“, sagte Heinrich, die als Präses ebenfalls dem Beteiligungsforum angehört. Dies entspreche dem verabredeten Verfahren.

Die bayerische Diakonie-Präsidentin Sabine Weingärtner räumte ein, dass die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt auch in der Diakonie viele Jahre nicht die erforderliche Aufmerksamkeit erhalten habe. Bei ihrem Amtsantritt vor eineinhalb Jahren habe sie das Thema sexualisierte Gewalt in ihren Zuständigkeitsbereich geholt. Sie warnte aber davor, „in Hyperaktivität zu verfallen“. „Es geht nicht darum, möglichst viel zu tun, sondern das richtige“, sagte sie dem epd. Es brauche vielmehr einen Bewusstseins- und Haltungswandel. „Die Übergriffe sind für die Betroffenen furchtbar. Oftmals noch schlimmer war für viele aber, dass ihnen nicht geglaubt wurde“, sagte Weingärtner.