Der berühmteste Händewascher der Weltgeschichte ist zweifelsohne Pontius Pilatus. Ob’s was genutzt hat? Ich habe meine Zweifel. Auf Facebook las ich den Spruch: „Love like Jesus, wash your hands like Pontius Pilatus!“ In diesem Fall ist der römische Stadthalter tatsächlich ein Vorbild. Anders als beim Gewissen hilft Händewaschen bei Viren sehr gut. Aber auch das muss man jetzt ganz neu lernen. Bei unseren Kindern dauerte Händewaschen bisher – wenn’s hoch kam – drei Sekunden. Jetzt sind dreißig Sekunden Pflicht. Und mit Seife. Und auch den Handrücken, das Handgelenk, die Fingernägel und auch noch zwischen den Fingern. Damit das funktioniert, soll man in Gedanken oder auch in echt ein Lied singen. Zweimal „Alle meine Entchen …“ zum Beispiel. Das findet unser Sohn (sechs Jahre alt) doof. Sein Favorit: „Im Kühlschrank, die Zwerge, sie ziehn, fallera …“ Das hat er in der Schule gelernt, als die noch stattfand.
Es ist ja nicht so, dass dreißig Sekunden Händewaschen für Erwachsene immer ein Vergnügen ist. Das Lied im Kopf ist wirklich eine Hilfe. Wie wäre es mit einer Choralstrophe aus dem Kirchengesangbuch? Die kriegt man auch in etwa dreißig Sekunden hin. „Befiel du deine Wege“ von Paul Gerhard zum Beispiel. Oder abends: „Der Mond ist aufgegangen“ – wenn man nicht gerade auf dem Balkon mitsingt. Ich merke, wie gut das tut. Nicht nur den Händen, sondern auch der Seele. Mein Vorrat an Liedern im Kopf ist leider begrenzt. Deshalb habe ich angefangen, neue auswendig zu lernen. Zu was Corona alles „gut“ ist…
Martin Hauger