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Klumpenrisiko – EKD


Neuerdings sind auch viele Menschen auf engem Raum ein „Klumpenrisiko“ – in der Straßenbahn, in der Schule oder in der Firma. Sogar Gottesdienste werden zum „Klumpenrisiko“. Man hat das Gefühl, die ganze Erde ist jetzt ein einziges „Klumpenrisiko“. Banker raten in einem solchen Fall zur Risikostreuung. Sprich: nicht alle Eier in einen Korb. Leider ist die Verteilung auf andere Planeten aktuell keine Option. Stattdessen bleiben jetzt alle zu Hause. Das heißt dann Homeoffice oder Homeschooling, schlimmstenfalls Ausgangssperre oder Kontaktverbot. Statt sich in der Öffentlichkeit anzustecken, geht man sich daheim auf die Nerven. Ich nenne das ein „Klumpenrisiko“ zweiter Ordnung.

Das Problem: Es gibt auch „Quarantänerisiken“: Sorge, Unruhe und Angst wachsen, wenn man allein ist. Mut fällt in Gemeinschaft leichter und Solidarität geht nicht allein. Auch Trost und Ermutigung kann man sich nicht selbst spenden. Viele leiden unter Einsamkeit, besonders betroffen sind Alleinstehende und ganz besonders die, die jetzt als „Risikopatienten“ bezeichnet werden: alt und vorerkrankt und womöglich auch noch allein. Da verklumpen sich dann die Risiken.

Es gibt aber auch ausgesprochene „Klumpenchancen“: Glaube und Hoffnung sind hochgradig ansteckend; sie brauchen Kontaktflächen, um sich auszubreiten. In diesem Fall sollte man das Ansteckungsrisiko erhöhen. Dafür sind Gottesdienste, Feste, gemeinsame Feiern da. Gerade in Krisenzeiten sind wir auf Gemeinschaft angewiesen. Umso mehr schmerzt es, wenn dies jetzt nicht möglich ist. Anfassen ist nicht; Abstand ist derzeit ein Ausdruck von Fürsorge. 

Wenn Sozialkontakte zum Problem werden, darf die Gemein-schaft nicht auf der Strecke bleiben. Das fordert Christen heraus. Jeden Einzelnen und alle gemeinsam. Zum Glück gibt’s Telefon und Internet, Post und die Nachbarschaftshilfe und jede Menge gute Ideen, nicht nur in der Kirche, aber auch dort: zum Beispiel  #Balkonsingen. Eine Sammlung von Angeboten findet sich unter www.kirchevonzuhause.de. Auch wenn Kirchen geschlossen bleiben, hören die Glocken nicht auf zu läuten – als Einladung zum Gebet, zum Innehalten und zur Andacht, zur gleichen Zeit in vielen Häusern, räumlich getrennt und doch gemeinsam. Wir gehören zusammen, auch wenn wir nicht zusammen sind. Im Gebet spüre ich diese unsichtbare Verbindung, mit Gott, mit anderen Menschen.  

Übrigens, ich habe einen Freund, der liebt Klümpchen im Pudding. Das gibt’s auch. 

„Darum tröstet euch untereinander 
und einer erbaue den andern, 
wie ihr auch tut!“ (1. Thess 5,11)

Martin Hauger