Rom (epd). Das spanische Rettungsschiff „Aita Mari“ hat am Ostermontag 47 Flüchtlinge aus einem sinkenden Schlauchboot gerettet. Nach Angaben der Hilfsorganisation „Salvamento Maritimo Humanitario“ befand sich unter den Geretteten eine Schwangere, sechs Migranten seien bewusstlos gewesen. Das Boot ist demnach eines von vier Booten, die vor mehreren Tagen Notrufe abgesetzt hatten. Die 149 Flüchtlinge der „Alan Kurdi“ mussten unterdessen am Montag auf dem deutschen Rettungsschiff ausharren, obwohl die Italien ihnen tags zuvor ein Quarantäne-Schiff zugesagt hatte.
Die Migranten könnten aufgrund der Gesundheitslage nicht in einem italienischen Hafen an Land gehen, teilte der italienische Katastrophenschutz mit. Die „Alan Kurdi“ befindet sich derzeit in internationalen Gewässern vor der sizilianischen Stadt Palermo. Der italienische Rundfunk berichtete unter Berufung auf das römische Innenministerium, Deutschland sei bereit, die Migranten im Anschluss an die Quarantäne aufzunehmen.
Der italienische Küstenschutz widersprach unterdessen Berichten über ein vermutetes Bootsunglück vor der libyschen Küste. Das von einem Flugzeug der europäischen Grenzschutzagentur Frontex fotografierte Boot ohne Motor sei „wahrscheinlich in den vergangenen Tagen Gegenstand einer Rettungsaktion der libyschen Behörden“ gewesen, teilte die italienische Behörde am Montag mit. Auf den Bildern seien weder Leichen noch auf dem Wasser schwimmende Gegenstände auszumachen.
Die Berliner Hilfsorganisation Sea-Watch hatte zuvor berichtet, bei dem Boot handle es sich vermutlich um eines der vier Boote, die mit der Notruf-Initiative „Alarm Phone“ Kontakt aufgenommen hatten. Das Boot mit 85 Menschen an Bord sende keine Signale mehr. „Wir müssen annehmen, dass alle ertrunken sind, da es keine Infos über Rettungen gibt.“
Nachdem am Sonntag ein Boot mit 101 Flüchtlingen die Südküste von Sizilien erreicht hatte, gingen am Montag weitere 77 in Portopalo im Osten der Insel an Land. Damit erreichten in den vergangenen Tagen insgesamt fünf Flüchtlingsboote aus eigenen Kräften Sizilien.
Mit Blick auf die „Alan Kurdi begrüßte „Sea-Eye“-Sprecher Gorden Isler die Übernahme der Migranten auf ein italienisches Quarantäne-Schiff. „Eine solche Lösung wäre aus humanitären Gründen die beste Lösung“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Schiffe der italienischen Küstenwache seien größer und besser geeignet, die Geretteten aufzunehmen. „Wir wären für eine solche Lösung sehr dankbar“, fügte Isler hinzu.
Unklar sei aber weiter, wo die Migranten nach den 14 Tagen Quarantäne an Land gehen könnten. Die Regierung in Rom sieht Deutschland als Flaggenstaat der „Alan Kurdi“ in der Pflicht. Italien und Malta hatten schon frühzeitig gewarnt, dass ihre Häfen für Flüchtlingsschiffe wegen der Corona-Krise geschlossen seien. Die Bundesregierung hatte am Mittwoch erklärt, sie sei mit allen Beteiligten im Gespräch, um eine Lösung zu finden.
Laut der Bordärztin der „Alan Kurdi“ ist bisher kein Crewmitglied und auch keiner der Geretteten an Covid-19 erkrankt. Die Flüchtlinge sind seit ihrer Rettung aus Seenot vor der libyschen Küste am Montag unter beengten Verhältnissen auf dem Schiff. Die 17-köpfige Crew hatte beklagt, dass sie unter hohen psychischen Belastungen stehe und unter Schlafmangel leide. Die Crew müsse nicht nur die Menschen versorgen, sondern auch immer wieder Konflikte schlichten.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, äußerte sich angesichts der Rettungsaktion der „Aita Mari“ froh und dankte den Helfern. „Gott will das Leben“, schrieb er bei Facebook: „Das ist die Botschaft des Osterfests.“ Zuvor hatte er an Malta und andere EU-Staaten appelliert, die Flüchtlinge im Mittelmeer nicht ertrinken zu lassen.
Papst Franziskus wandte sich unterdessen in einem Schreiben an italienische Seenotretter und sagte seine Unterstützung zu. „Danke für alles, was ihr tut. Ich möchte euch sagen, dass ich immer bereit bin, euch zu helfen. Zählt auf mich“, erklärte der Papst.