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Gottesdienste „draußen vor der Tür“ für und mit Senioren – EKD


Besonders Menschen in Heimen vermissen den „echten“ Gottesdienst

Die Kirche hat sich medial umgestellt in Zeiten von Corona. „Zum Gottesdienst zusammen zu kommen, geht online sehr gut und erzeugt eine virtuelle und auch real gefühlte Gemeinschaft“, berichtet de Vos. Doch die Sehnsucht nach einem Gottesdienst „in echt“ sei trotzdem bei vielen Menschen groß. „Besonders bei den Menschen in Heimen.“ Denn auch dort dürfen, ebenso wie in den Kirchen, im Gebäude keine Gottesdienste mehr gefeiert werden, keine Gruppen mehr zusammenkommen. Dazu kommt noch das zum Schutz der Senioren verordnete Besuchsverbot. Dadurch fallen wichtige Begegnungsmöglichkeiten weg.

Seelsorgerinnen und Seelsorger in Mannheim, teils aus den Kirchengemeinden, teils aus der Altenheimseelsorge, haben sich deshalb etwas einfallen lassen. „Sie bringen nun Gottesdienste zu den Heimen – und bleiben dabei selbst vor der Tür“, berichtet de Vos über die derzeitige Praxis. Die „Balkongottesdienste“ werden vorher angekündigt, so dass von ihrem jeweiligen Balkon oder Fenster im Heim-Zimmer aus die Seniorinnen und Senioren teilnehmen können. „Die Resonanz ist durchgehend positiv.“

Nähe zu Gott und zu den Menschen ist wichtig

“Der Gottesdienst war super,“ sagt beispielsweise Ursula Kissel, die im evangelischen ThomasHaus in Neuhermsheim lebt. Dort hat sich Altenseelsorger Pfarrer Thilo Müller gemeinsam mit der Kita-Leiterin Sigrid Mohr-Messarosch, die auf der Gitarre begleitete, in den Garten gestellt und einen Open-Air-Gottesdienst gefeiert. Die Worte, die dort gesprochen werden, seien ihr vertraut, sagt die 87-Jährige vom Balkon her. „Aber im Alter gewinnen sie erst richtig an Bedeutung.“

Die notwendige Distanz zu Menschen außerhalb des Heimbetriebes sei zum Schutz der Heime sehr wichtig, erklärt Thilo Müller. Doch Nähe zu Gott, zum Glauben und zu Menschen, die davon sprechen und gemeinsam mit ihnen singen, sei genauso wichtig.

Freiluftandacht mit Saxofon-Begleitung

Auch im Mannheimer Stadtteil Lindenhof macht sich Gemeindepfarrerin Susanne Komorowski regelmäßig auf den Weg zu einem der vier Heime in ihrem Gemeindegebiet, um dort „draußen vor der Tür“ einen Gottesdienst für die Menschen des Heimes zu feiern. Im Seniorendomizil am Glückstein feierte sie eine „Freiluftandacht“ unten im Hof, begleitet von Saxofon, für die Bewohner auf den Balkonen. Weitere Andachten sind geplant, aber noch nicht terminiert.

Im evangelischen ThomasCarree in Neuostheim warten die Bewohner mittwochs schon auf Pfarrer Thilo Müller. Bei gutem Wetter hält er im Atrium, das vom Gebäude auf drei Seiten umschlossen ist, einen Gottesdienst. Auf den Balkonen und an den Fenstern nehmen die Menschen daran teil. Er sorgt auch für musikalische Begleitung, etwa mit Gemeindepfarrerin Nina Roller, die Klarinette spielt. „Eine schöne Gelegenheit, das Instrument mal wieder auszupacken“, sagt Roller. Auch dafür gab es zum Schluss Applaus. Pfarrer Müller wünscht den Senioren, dass sie auch „in der Stille den Reichtum hören, den Gott uns schenkt“.

Susanne Müller (epd)