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„Der Blick über unseren Horizont hinaus ist wichtig“ – EKD


„Jeder Tag ohne Beschäftigung existenzbedrohend“

„In den Ländern des Südens steht uns das Schlimmste noch bevor“, sagte Thieme den Zeitungen. Die Vereinten Nationen erwarteten, dass sich die Zahl der akut vom Hunger bedrohten Menschen in diesem Jahr auf 260 Millionen Menschen verdoppele. Da viele Menschen Selbstversorger seien und jeden Tag arbeiten müssten, um über die Runden zu kommen, sei jeder Tag ohne Beschäftigung existenzbedrohend, erklärte Thieme. Nötig sei die Hilfe des Westens.

„Wir brauchen milliardenschwere Sofortprogramme, um die wirtschaftlichen Folgen abzumildern und die humanitäre Hilfe zu sichern“, forderte sie. Dabei werde es nicht reichen, nur Gelder in den Entwicklungsetats umzuschichten. Es werde auch neues Geld nötig sein. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) habe zu Recht gerade drei Milliarden Euro zusätzlich für seinen Haushalt gefordert.

Es geht um Leben oder Tod

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat sich in einem Interview mit dem Sender HR-Info am 27. April zum Zusammenhang zwischen der Corona-Pandemie und der Situation von Menschen in armen Ländern geäußert. „Auch das wirtschaftliche Leben etwas mit Leben und Tod zu tun“, betonte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist: „Die Auswirkungen des wirtschaftlichen Zusammenbruchs auf die Menschen in anderen Teilen der Welt sind gravierend. Da geht es um Hunger, da geht es auch um Leben oder Tod. Und insofern ist der Blick hinaus aus unserem eigenen Horizont wichtig.“

In dem Interview nahm der Ratsvorsitzende auch Bezug auf Aussagen von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU). Er sagte: „Ich finde, dass sich Bundestagspräsident Schäuble hier sehr klug geäußert hat“. Schäuble hatte angesichts der Einschränkungen vieler Grundrechte davor gewarnt, dem Schutz von Leben in der Corona-Krise alles unterzuordnen.

Grundsatz vom Schutz des Lebens birgt Dilemma-Situationen

Der Grundsatz vom Schutz des Lebens gelte natürlich, betonte Bedford-Strohm. Er rechtfertige Einschränkungen, auch beim Gottesdienst. „Doch der Schutz des Lebens birgt schon in sich viele Dilemma-Situationen. Zum Beispiel die Situation in den Pflegeheimen: Es ist grauenhaft für Angehörige, aber auch die Menschen selbst, wenn Besuche nicht stattffinden können. Da kann man nicht einfach sagen, der Schutz des Lebens stehe an oberster Stelle und die Möglichkeit, begleitet vom anderen die letzten Tage seines Lebens zu verbringen, müsse demgegenüber hintanstehen“, sagte der leitende Geistliche der EKD.

epd/EKD