EKD News

„Wir wollen die evangelische Vielfalt, aber mit einem stärkeren Gemeinschaftsgeist.“ – EKD


Ein Stichwort von Ihnen war Mitgliederbindung: Wird sich die evangelische Kirche darauf konzentrieren? Welche Rolle spielt Mitgliederwerbung?

In vielen Gemeinden gibt es inzwischen Engagierte, die gar nicht Mitglied der Kirche sind. Mit diesen Menschen wollen wir ins Gespräch kommen und auch versuchen, sie an uns zu binden. Darauf müssen wir den Blick lenken und dabei auf gar keinen Fall die Erwartungen der Kirchenmitglieder vernachlässigen, die treu zu uns stehen.

Auch Parteien und Sportvereine merken, dass viele junge Menschen heute vor einer festen Mitgliedschaft zurückschrecken. Diskutiert wurde in der evangelischen Kirche über eine „Mitgliedschaft light“ oder „Kirchensteuer light“. Wird das kommen?

Es gibt die Überlegung, Berufseinsteigern eine größere Aufmerksamkeit zu widmen. Das kann geschehen durch Mitsprache und Beteiligung auch für diejenigen, die noch nicht Mitglied der Kirche sind.

… und die dann auch weniger Kirchensteuer zahlen?

 Das wird mit Sicherheit heiß diskutiert werden.

Als eine andere Strategie schlägt Ihr Zukunftspapier Kooperationen mit anderen Akteuren der Gesellschaft vor. Wird die evangelische Kirche künftig eher eine NGO?

So sehen wir uns nicht. Wir sind Teil der säkularen Gesellschaft, aber zugleich ihr Gegenüber. Wir haben einen besonderen Auftrag, nämlich die Verkündigung des Evangeliums, den wir auch nicht kleinreden wollen. Genau deshalb bieten sich aber Kooperationen an.

Gleichzeitig wird angekündigt, dass sich die Kirche künftig „sparsamer“ zu gesellschaftlichen Prozessen äußern wird. Ist das nicht ein Widerspruch – und ein angekündigter Rückzug aus der Öffentlichkeit?

Ganz sicher nicht, denn der Anspruch des Evangeliums, den wir vertreten, ist öffentlich. Es geht auch nicht um „sparsamer“, sondern um klarer in der Fokussierung auf die Botschaft des Glaubens . In der Konzentration liegt am Ende eine größere Chance, sich Gehör zu verschaffen.

In der Corona-Krise wurde der Kirche von Einzelnen vorgeworfen, sich nicht genug gegen Beschränkungen der Religionsfreiheit ausgesprochen zu haben. Sehen Sie Fehler?

Ich habe es von Anfang an für selbstverständlich gehalten, dass wir uns im Interesse der Eindämmung der Pandemie und aus unserem christlichen Selbstverständnis heraus selbst auch an die Vorgaben halten. Ich habe wahrgenommen, dass es unzählige digitale Gottesdienste gab, auch Seelsorge von engagierten Pfarrerinnen und Pfarrern – über Telefon oder Vor-Ort-Besuch auf Distanz. Die evangelische Kirche hat in der Zeit vielleicht keine spektakulären Schlagzeilen gemacht. Ihrem Auftrag ist sie gut nachgekommen, das lässt sich allein schon an den Besucherzahlen der digitalen Gottesdienste und Andachten belegen.

Über den Plan für die Zukunft muss die Synode entscheiden. Geplant ist die Tagung für November in Berlin. Bleibt es dabei trotz Pandemie?

Wir planen derzeit eine sehr konzentrierte Präsenzsynode mit Hygienekonzept, also ohne die sonst vielen Gäste und Empfänge, mit digitalen Ausschusssitzungen und zeitlich reduziert. Voraussichtlich werden wir nur für zweieinhalb Tage zusammenkommen. Schon vorher wird es aber digitale Ausschusssitzungen geben.

epd-Gespräch: Corinna Buschow