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„Und das als erste Frau nach zehn Männern!“ – EKD


Ihre kritische Haltung zum Kriegsdienst sei zudem auch schon vorher bekannt gewesen, ebenso wie ihre ablehnende Haltung zum Handel mit Waffen. „Wir können nicht den Krieg ablehnen, gleichzeitig aber zulassen, dass mit Waffen Geld verdient wird, auch wenn davon Arbeitsplätze abhängen.“

Streitbar war Käßmann auch in der Frage des gemeinsamen Gebets mit Muslimen und Juden. „Als ein interreligiöses Gebetbuch für die Bundeswehr vorgelegt wurde, wurde mir klar: Darin kann Jesus nicht vorkommen; für uns ist er Gottes Sohn, für andere ein Rabbiner oder ein Prophet. Selbstverständlich können wir beim Gebet der anderen voller Respekt dabei sei, wie zum Beispiel bei der Weltausstellung Reformation in Wittenberg, wo es am selben Tag und Ort eine Morgenandacht, das Freitagsgebet und abends ein Schabat Schalom gab.“ Schwierig  könne auch sein, wenn eine entwidmete Kirche Moschee wird: „Jede Aufgabe einer Kirche ist mit Tränen verbunden. Eine Umwandlung in ein anderes Gotteshaus ist nur denkbar, wenn das für die ehemalige Gemeinde akzeptabel ist, nie aber gegen die Gefühle der Gemeinde.“

„Die Kirche lebt von engagierten Menschen“

Schon während ihrer Amtszeit im Rat der EKD widmete sich Käßmann dem 500-jährigen Jubiläum der Lutherischen Reformation. „Es war von Anfang an klar, dass es ein anderes Gedenken sei müsse als in den Jahrhunderten zuvor: nicht deutsch-national, nicht abgrenzend gegenüber anderen Konfessionen und gemeinsam mit allen EKD-Kirchen.“ Und rückblickend stellt sie, die nach ihrer Ratsvorsitz-Zeit „Botschafterin für das Reformationsjubiläum“ wurde, fest: „Es ist gelungen, ein stark ökumenisch und Internationales Fest zu begehen. Und durch die Schwerpunktsetzung der vorausgegangenen Themenjahre hat das Jubiläum dem Zusammenhalt in der EKD gedient.“

Die Kirche, so stellt Käßmann schließlich fest, lebe von engagierten Menschen – nicht nur an der Spitze. „Den meisten Respekt habe ich vor dem enormen Engagement der Ehrenamtlichen, die anders als die Hauptamtlichen ihre private freie Zeit und Energie investieren, um sich thematisch vorzubereiten und in die Gremien einzubringen.“ Das gelte ebenso für die Synoden als auch an der Gemeindebasis.

Michael Eberstein / EKD