Nach der furchtbaren Zeit der Evangelischen Kirche im Nationalsozialismus habe es die Worte der Erklärung gebraucht, in der es heißt: „Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.“ Sie seien mehr als ein liturgisches „mea culpa“. Sie seien Ausdruck der „existenziellen Dunkelheit“, die die Verfasser des Stuttgarter Schuldbekenntnisses angesichts der Abgründe der Jahre des Dritten Reichs stellvertretend für Viele vor nun 75 Jahren zum Ausdruck gebracht hätten.
Ein Neuanfang bedeute aber ganz bestimmt nicht, alles einfach hinter sich zu lassen und einen Schlussstrich zu ziehen, betonte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist. Bei seinem Besuch im Konzentrationslager Auschwitz habe er gespürt: „75 Jahre sind angesichts dieser Vergangenheit, dieser Taten, gar nichts, ein Windhauch nur.“
Der evangelische Landesbischof in Württemberg, Frank Otfried July, betonte in seinem Eingangswort die Bedeutung des 1945 umstrittenen Dokumentes und räumte zugleich ein, dass es blinde Flecken habe: „Kein Wort zur Verfolgung und Vernichtung des Judentums in Europa, kein Wort zur Verfolgung der Sinti und Roma, kein Wort zu Kriegsgräueln, kein Wort zur Verfolgung anderer Minderheiten.“ Eine große Verbreitung der Stuttgarter Erklärung sei zunächst wohl gar nicht vorgesehen gewesen, und bis der Blick auf Schuld und Unrecht wirklich präsent war, habe es Jahrzehnte gebraucht.