Welche Vision haben Sie denn von der künftigen Kirche?
Klee: Ich wünsche mir eine Kirche, in der große Freiheit herrscht. In der sich Menschen trauen, das Christentum zu leben, unabhängig davon, ob sie eine theologische Ausbildung gemacht haben oder nicht. Ich wünsche ich mir, dass wir mutig werden, Dinge neu zu denken, ganz anders als bisher. Da hat dann das christliche Café die gleiche Bedeutung wie der sonntägliche Gottesdienst.
Manchmal scheint es, als seien Ehrenamtliche eine Lösung für alles.
Klee: Die Arbeitsbelastung wächst, infolge der Strukturwandelprozesse fehlen viele Hauptamtliche, Vakanzen müssen Kolleginnen und Kollegen abfangen. Die Ehrenamtlichen haben große Motivation, sie spüren die Lücke, die entsteht, und springen hinein. Dazu brauchen sie Begleitung, Befähigung und Ermutigung. Aber: Auch die Ehrenamtlichen bringen verschiedene Vorstellungen mit, die teilweise sehr klassisch traditionell sind. Da entstehen mitunter Spannungen zu den Pfarrerinnen und Pfarrern. Haupt- und Ehrenamtliche sollten gemeinsam auf den Weg gehen und zeigen, was Kirche ist: Gemeinschaft aller Gläubigen. Und: In Zukunft werden wir noch stärker darauf achten müssen, Ehrenamtliche gut zu fördern und nicht zu überfordern.
Sie wirken im „Atelier Sprache“ mit, einem Arbeitszweig des Theologischen Zentrums Braunschweig Was machen Sie da?
Kee: Schon seit fast 20 Jahren gehen wir gemeinsam auf die Suche nach einer angemessenen Predigtsprache. Die theologische Ausbildung und das Studium sind ja eher wissenschaftlich. Das ist auch gut, denn eine fundierte Auseinandersetzung mit der Bibel ist wichtig. Aber: Das führt eher zu einer wissenschaftlich orientierten Sprache. Die Herausforderung besteht darin, wieder mehr auf Mündlichkeit zu setzen, also die Sprache in mündliches Geschehen zu übersetzen. Das fängt bei ganz einfachen Tipps aus dem Bereich der Leichten Sprache an, zum Beispiel in kurzen Hauptsätzen zu sprechen oder Verben statt Substantiven zu verwenden. Damit Predigtsprache wieder zugänglicher wird und einfacher zu verstehen ist. Sie muss glaubwürdig sein und zu der Person, die predigt, passen. Wir müssen den Leuten „aufs Maul schauen“ – dieser Ratschlag Martin Luthers gilt immer noch. Die Sprachkultur verändert sich fortlaufend. Deshalb hat sich die Arbeit im Atelier über die Jahre immer weiterentwickelt. Die Dozentinnen und Dozenten verwenden verschiedene Methoden, verbinden homiletische Wissenschaft und künstlerisches Schaffen. Im Kreuzgang des Theologischen Zentrums werden die eigenen Predigten nicht nur mit dem Modell der dramaturgischen Homiletik reflektiert, es werden auch Buchstabensuppenwörter gelegt oder Zeitungen zu Wortcollagen umgestaltet. Wir kommen mit Kirchenfernen ins Gespräch, befragen Gegenstände, besuchen Kunstausstellungen. Zudem beschäftigt uns mehr und mehr die Frage nach einer digitalen kirchlichen Sprache.