Den Schutz dieser kaum sichtbaren Welt hat sich der Kirchenmann mittlerweile zur Aufgabe gemacht. Denn neben seiner halben Gemeindepfarrstelle in Bronn und Pottenstein in der Nähe von Nürnberg ist Harder seit zwei Jahren auch Vorsitzender des Vereins „Schöpfung bewahren konkret“. Unter anderem unterstützt der Verein, der vor 25 Jahren vom Umweltbeauftragten der evangelischen Kirche in Bayern gegründet wurde, das Projekt „Friedhöfe – Oasen für Pflanzen und Tiere“
Erst im Oktober hat der Verein den ersten Lehrfriedhof für Artenvielfalt der Schöpfung in Rugendorf eingeweiht. „Hier kann man sich anschauen, was auf Friedhöfen alles für den Artenschutz getan werden kann“, sagt der Pfarrer. Es gebe dort viele für Pflanzen und Tiere bedeutsame Lebensräume: krautreiche Wiesen, Hecken, die aus vielen heimischen Straucharten bestehen, alte Mauern und kleine Flächen mit Wildwuchs. Auch alte, heimische Bäume seien zu bewundern“, betont Harder. „Hier treffen sich auf beispielhafte Weise Biodiversität und Spiritualität.“
Der Verein berät Gemeinden im Rahmen eines Aktionsplans dabei, wie sie ihre Friedhöfe zu Oasen des Artenschutzes und der Biodiversität gestalten können. „Das Interesse ist hoch“, freut sich der Pfarrer. Etwa 30 Beratungen mit jeweils etlichen Begehungen auf den Friedhöfen hätten bereits stattgefunden. Es gehe dabei oft mehr um ein Lassen als um ein Tun, sagt der Pfarrer. Doch gerade dazu sei ein Umdenken nötig. So sollten Wiesen zum Beispiel nur zweimal im Jahr und nicht vor Ende Juni gemäht werden. „Das stört zwar unsere Sehgewohnheiten. Aber in ungemähten Wiesen kommen die Kräuter zum Blühen, und die Insekten haben Zeit, sich zu entwickeln. So können Wiesen Schwerpunkte der Artenvielfalt werden.“ Auch sollte man anbrüchige Bäume – soweit es die Verkehrssicherheit erlaubt – nicht gleich beschneiden, sagt Harder. Sonst sei eine ganze Welt von Insekten und Wirbeltieren bedroht. „Denn eine alte Eiche dient bis zu 1000 verschiedenen Tierarten als Unterschlupf und Futterplatz.“
In Bayern will der Pfarrer jetzt eine „Aktionsgruppe Friedhöfe“ gründen. Denn Biodiversität und Artenschutz nütze nicht nur den Tieren und Pflanzen. „Diese wunderschönen urwüchsigen Friedhöfe sind auch Oasen für Menschen.“
Sven Kriszio