Die Corona-Pandemie erweist sich als zusätzlicher Stresstest für dieSchutzeinrichtungen. Wegen der notwendigen Hygienevorschriften und Abstandsregeln können die Frauenhäuser ein Drittel der Zimmer nicht belegen. Dies bringt sie an ihre Belastungsgrenzen. Jeder Platz fehlt.
Deutschland hat sich im Rahmen der Istanbul-Konvention dazu verpflichtet, Gewalt gegen Frauen auf allen staatlichen Ebenen zu bekämpfen, Betroffenen Schutz und Unterstützung zu bieten und Gewalt zu verhindern. Trotzdem fehlen bundesweit noch immer mehr als 14.000 Frauenhausplätze. Diese Lücke muss endlich geschlossen werden!
Es ist gut, dass Bundesministerin Franziska Giffey bis zum Frühjahr Eckpunkte für einen Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe vorlegen will. Dieser ist die Voraussetzung für eine nachhaltige Finanzierung. Bund, Länder und Kommunen müssen dafür sorgen, dass Betroffene von Partnergewalt schnelle und nachhaltige Hilfe erhalten – in der Stadt und auf dem Land. Das viel zu schmale Angebot der Hilfseinrichtungen für gewaltbetroffene Frauen und Kinder darf auch nach der Corona-Pandemie nicht dem zu befürchteten Rotstift zum Opfer fallen! Denn der Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt ist keine Privatsache, sondern eine gesellschaftliche, rechtliche und politische Verpflichtung. Deshalb brauchen die Einrichtungen zum Schutz vor häuslicher Gewalt endlich eine verlässliche staatliche Finanzierung und es müssen ausreichend Plätze zur Verfügung stehen!
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(Diakonie Deutschland)
Zahlreiche Aktionen zum Aktionstag sind in den evangelischen Landeskirchen geplant. So plant das Kirchliche Frauenwerk…
Kirchliches Frauenwerk plant Mahnwachen gegen Gewalt an Frauen
Hannover/Göttingen/Stade (epd). Mit mehreren Aktionen will das Frauenwerk der hannoverschen Landeskirche auf den „Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen“ am 25. November aufmerksam machen. Im vergangenen Jahr seien nach Zahlen des Bundesfamilienministeriums bundesweit 141.792 Menschen Opfer von häuslicher Gewalt gewesen, davon 80 Prozent Frauen, sagte die Leiterin des evangelischen Werkes, Susanne Paul, am Mittwoch in Hannover. Häusliche Isolation in der Corona-Pandemie werde die Lage absehbar verschärfen, das zeigten Zahlen aus China.
„Erst, wenn es gelingt, die häusliche Gewalt noch weiter aus dem Dunkelbereich des Privaten herauszuziehen, und Frauen noch mehr spüren, dass sie nicht alleingelassen werden, entsteht die Öffentlichkeit, die hilft, häusliche Gewalt zu ächten, zu ahnden und am Ende hoffentlich auch zu verhindern“, betonte die Pastorin. Im „Haus Kirchlicher Dienste“ in Hannover will das Frauenwerk am 25. November 171 Kerzen in den Fenstern entzünden. Sie sollen Paul zufolge an die 171 Frauen erinnern, die im vergangenen Jahr in Deutschland von Partnern oder Ex-Partnern getötet wurden.
In Hannover wie auch in Stade sollen zudem Fahnen der Organisation „Terre des Femmes“ gehisst werden. Das Hilfswerk wirbt seit 2001 jährlich darum, mit Fahnen und Bannern auf den Tag aufmerksam zu machen. In Stade ist vor dem Laden „Kapitel 17“ in der Innenstadt zudem eine Mahnwache für drei im vergangenen Jahr in der Stadt getötete Frauen geplant. In Göttingen will sich das Frauenwerk an der Woche „Nein zur Gewalt gegen Frauen“ beteiligen und gemeinsam mit Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD) und der stellvertretenden Landrätin Maria Gerl-Plein die Fahne von „Terres des Femmes“ am Rathaus hissen, hieß es.
Landesfrauenpastorin Paul selbst will sich in Celle mit Mitarbeiterinnen des Frauenhauses treffen. Dabei gehe es auch darum, wie die Kirche die Arbeit von Frauenhäusern unterstützen könne. Es gehe auch darum zu zeigen, dass häusliche Gewalt nicht das persönliche Problem einer einzelnen Frau sei: „Männer müssen hierbei ihre Verantwortung erkennen, und gesellschaftliche Strukturen, die dabei hinderlich sind, müssen verändert werden.“
Frauenwerk der hannoverschen Landeskirche
Zur Aktion von Terre des Femmes