Landessynode beschließt Corona-Hilfe für Gemeinden
Herbsttagung der Württembergischen Landessynode fortgesetzt
Stuttgart. Am zweiten Tag ihrer Herbsttagung hat die Württembergische Evangelische Landessynode am Freitag eine Corona-Hilfe für die Kirchengemeinden beschlossen, in einer Aktuellen Stunde über den Umgang mit Verschwörungserzählungen und Widerstand gegen Maßnahmen gegen Covid-19 diskutiert sowie weitere Hilfsprogramme für Menschen in Not auf den Weg gebracht. Die Tagung dauert noch bis Samstag und wird in einem hybriden Format durchgeführt.
Corona-Hilfe für Kirchengemeinden
Die rund 1.200 Kirchengemeinden der Landeskirche bekommen 2021 eine Corona-Hilfe von insgesamt 2,5 Millionen Euro als Sonderzuweisung aus dem kirchlichen Haushalt 2021. Das hat die Landessynode beschlossen. Damit soll ein kleiner finanzieller Spielraum eröffnet werden, um Kürzungen abzumildern und Verluste auszugleichen, so der Vorsitzende des Finanzausschusses, Tobias Geiger.
Hilfe für Menschen in Not
Ebenso sollen Menschen in Not unterstützt werden, konkrete Maßnahmen zur Förderung der Teilhabe langzeitarbeitsloser und anderer benachteiligter Menschen fortgesetzt und dabei die Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen vertieft werden, wie Jörg Beurer, Vorsitzender des Diakonieausschusses sagte. „Wir sind als Kirche gefordert, einem verstärkt drohenden Bruch in unserer Gesellschaft in Arm und Reich entgegenzuwirken, Menschen für dieses Anliegen zu gewinnen und auf die Politik einzuwirken“. Trotz rückläufiger Kirchensteuereinnahmen solle das Diakonische Werk Konzepte entwickeln, nachdem das erfolgreiche Programm „Kirche trotzt Armut und Ausgrenzung“ nun ausgelaufen sei, das über Beschäftigungs- und Teilhabegutscheine Langzeitarbeitslosen geholfen hat.
Bereits am Vorabend hatte der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, Dieter Kaufmann über die konkrete „Mutmacher“-Soforthilfe berichtet, für das die Landessynode im Juli eine Million Euro zur Verfügung gestellt hatte. Jede Woche erreichten das Diakonische Werk Württemberg dankbare Berichte und eindrucksvolle Erzählungen. Die Menschen seien oft sehr überrascht und könnten nicht glauben, dass sie in der jetzigen Situation Unterstützung von der evangelischen Kirche erhielten und jemand an sie denke. Ebenso hätten sich die 120 Diakonischen Einrichtungen in Württemberg sehr für obdachlos gewordene Menschen während der Corona-Pandemie eingesetzt.
Gemeinde- und Innovationskongress
Weiterhin spricht sich die Landessynode für einen Gemeinde- und Innovationskongress aus. Themen sollen etwa Strategien zur Zukunft der Kirche, Neue Aufbrüche, Impulse aus dem Netzwerk FreshX sowie Modelle aus anderen Landeskirchen sein. Dabei sollen dem Vorsitzenden des Ausschusses für Kirchen- und Gemeindeentwicklung, Kai Münzing, zufolge auch die Erfahrungen mit digitalen Formaten aus der Corona-Zeit berücksichtigt werden. Ein Zeitpunkt steht Corona-bedingt noch nicht fest. Die Finanzierung soll in die mittelfristige Finanzplanung aufgenommen werden.
Aktuelle Stunde
In einer Aktuellen Stunde beschäftigte sich die Synode damit, wie Kirche auf Verschwörungserzählungen reagieren kann. Einigkeit herrschte darin, dass man keine Vergleiche der gegenwärtigen Situation mit dem NS-Regime und dessen Opfern tolerieren dürfe. Weitere „rote Linien“ seien etwa die Ausgrenzung von Minderheiten oder auch neue Formen des Antisemitismus. Einige Synodale vertraten, dass man im Gespräch mit Menschen bleiben müsse, die Verschwörungserzählungen anhingen. Kirche könne aufgrund ihrer Botschaften klar widersprechen und dem Hass entgegentreten. Gleichzeit gelte es wahrzunehmen, dass das „Hoffnungspotential“ vieler Menschen ausgeschöpft sei und dies in Angst und Enge führe. Auch geistliche Angebote müssten gemacht werden, etwa zu Resilienz, Stille und Gebet. Angesichts von Angriffen auf die Werte der Demokratie seien immer wieder deutliche kirchliche Positionierungen erforderlich. Insgesamt hielten die Synodalen die Verstärkung der Medienkompetenz für notwendig, sowie gezielte Bildungsangebote und Wachsamkeit für Ausgrenzung.
Weiteres Tagungsprogramm
Die 91 Landesynodalen tagen noch bis einschließlich Samstag; an diesem Tag wird der landeskirchliche Haushalt für 2021 beraten und beschlossen. Außerdem entscheiden die Synodalen über den Beitritt zur „Initiative Lieferkettengesetz“ sowie die Unterstützung für das Bündnis „United4Rescue“ und beschäftigen sich mit einem Bericht zu Verfolgungssituationen im Irak, in Syrien und im Libanon.
Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche
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