„Wenn man sich einmal mit der neuen Technik beschäftigt, dann möchte man immer besser werden“, sagt Weber. Losgelegt hat die Pfarrerin, die erst seit knapp fünf Jahren in der Gemeinde tätig ist, mit einem Handy und einem Tablet. Von Anfang an schneidet die 44-Jährige ihre Gottesdienste selbst, bevor sie ins Internet gehen. Sechs bis acht Stunden brauche sie dafür, erzählt sie. Ihr technisches Vorbild seien die großen Fernsehgottesdienste. „Davon sind wir aber noch weit entfernt.“ Rund 100 Haushalte erreiche die Gemeinde mit ihren Produktionen.
Pfarrerin Weber staunt immer wieder über die vielen Rückmeldungen nach den Gottesdiensten. „Eine ältere Dame schrieb mir, dass sie zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten einen Oster-Gottesdienst zusammen mit ihrem Freund und ihren drei Kindern, die auf verschiedenen Kontinenten leben, angeschaut habe.“ Eine andere habe geschrieben, dass sie es genieße, für den Gottesdienst nicht mehr raus zu müssen. „Die digitale Welt ist gar nicht so anonym“, stellt Weber fest. Doch auch im realen Leben versuche sie, durch Telefonate, Videotelefonie und auf Spaziergängen Kontakt zu den Menschen zu halten.
Der multikulturelle und multireligiöse Stadtteil Neukölln ist für die Kirche eine interessante Herausforderung. Neben Angeboten für die Kerngemeinde versucht Nikodemus vor allem über das Label „Kulturkirche“ Kontakt zu den Kiez-Bewohnern zu bekommen. „Wir unterscheiden uns allerdings von anderen Kulturkirchen“, sagt Weber. „Hier werden die Ausstellungen und hochwertigen Konzerte aus der Gemeinde und von den Mitarbeitenden organisiert, um das Gemeindeleben zu gestalten, niedrigschwelliger und ganzheitlicher zu machen. Hier hat der Künstler von nebenan genauso eine Chance wie Künstlerinnen aus aller Welt“, betont Weber. Dass dabei Menschen anderer Religionen in die Kirche kommen, sei in Nikodemus „normal“. So entstünden viele Gespräche, gebe es viele Kontaktflächen.