Neben einigen zehntausend Euro für die Technik sind es vor allem die rund 50 Ehrenamtlichen, die das „Kirche.plus“ ermöglichen. Sie engagieren sich über die Grenzen der fünf Kirchengemeinden Detmold-Ost, Reelkirchen, Wöbbel, Pivitsheide und Wülfer-Knetterheide hinweg für die gemeinsame Sache. „Das ist wichtig. Denn keine der Gemeinden allein hätte die Spezialisten“, so Loest.
„Innovativ“ nennt Loest vor allem das konsequente Planen der Interaktivität der Formate und das Studio, das in einem Gemeinderaum der Kirchengemeinde Pivitsheide bei Detmold aufgebaut und mit Ledersofa und Bücherregal wohnlich hergerichtet und professionell ausgestattet wurde. Von dort werden beispielsweise die Talkformate übertragen.
„Wir sind im Lockdown mit dem Format ‚Einfach da‘ gestartet, weil wir merkten, dass die Leute nach Unterhaltung und Begegnung lechzten.“ 20 bis 25 Leute hätten damals zugeschaut. „Das ist nicht die Welt gewesen, aber für einige war der Kontakt dringend nötig“, betont der Pfarrer. Mittlerweile lade man beim Format Musik und Talk lokale Künstler ein und biete ihnen in dieser schwierigen Zeit eine Bühne.
So wie das Studio, das für alle Interessierten in den fünf Gemeinden geöffnet ist, habe auch das Projekt für viel Bewegung in den einzelnen Gemeinden gesorgt. „Plötzlich sprechen Jugendliche über die Bibel und ihren Glauben, wenn sie zum Beispiel einen Gottesdienst einleiten“, sagt Loest.
Bei allen digitalen Angeboten werde auf Teilhabe gesetzt. Nicht nur über den Chat auf Youtube, sondern auch über „WhatsApp“ und andere Messenger könnten die Gottesdienstzuschauer grüßen, Fragen stellen und kommentieren. Auf diesem Weg und auch vorab auf der Internetseite von „Kirche.plus“ könnten Interessierte Gebete und Fürbitten einreichen, die in den Gottesdiensten vorgelesen werden.
Für Pfarrer Loest ist die digitale Kirche deshalb ein großer Gewinn: „Sie setzt um, was Martin Luther mit dem „Priestertum aller Gläubigen“ gemeint hat. Dass jeder zur Verkündigung aufgerufen ist und etwas zu erzählen und beizutragen hat.“ Kirche werde durch die Digitalisierung vielfältiger, Leitungsstrukturen würden flacher. „Der Pastor ist nicht mehr derjenige, der von oben herab predigt, was richtig und falsch ist.“
Für die fünf eher ländlich geprägten Gemeinden mit ihren acht Predigtstätten und zusammen rund 12.000 Gemeindegliedern ist noch ein weiterer Aspekt wichtig: die Vernetzung über größere räumliche Entfernungen hinweg. „Es entstehen neue Kooperationen zwischen den fünf Gemeinden, die nicht mal benachbart sind“, sagt Loest. Was dadurch möglich wird, hat schon der erste Live-Gottesdienst im Internet bewiesen, als der Lockdown begann.
Von Sven Kriszio
Weitere Informationen und die nächsten Veranstaltungen sind auf der Homepage von „Kirche.plus“ und auf YouTube zu finden.
Die Evangelische Kirche in Deutschland will innovative digitale Projekte unterstützen und damit den Wandel der Kirche hin zu mehr digitalen Angeboten fördern. Dazu gibt es den Digital-Innovationsfonds, der eine Million Euro umfasst. Weitere innovative Projekte, aber auch Informationen zur Antragsstellung finden Sie auf der EKD-Seite zum Fonds.