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Feierlichkeiten zu 500 Jahre Wormser Reichstag eröffnet – EKD


Steinmeier erinnerte in seiner Videoansprache auch an die tragischen Folgen der Reformation: “Die Spaltung der Christenheit hat zu schrecklichen Auseinandersetzungen, zu Kriegen, zu Terror und zu unversöhnlichen Feindschaften geführt.” Es habe unendlich lang gedauert, bis die Konfessionen wieder nach Gemeinsamkeiten gesucht hätten: Auch diese Aussöhnung sei zunächst von Einzelpersonen ausgegangen, die ihrem Gewissen folgten. “Wenn heute Katholiken und Protestanten gemeinsam sich an die Ursprünge der Reformation erinnern, dann verdanken wir das auch überzeugten Vorkämpfern für die Ökumene, wie dem gerade verstorbenen Theologen Hans Küng”, erklärte das Staatsoberhaupt.

Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sprach von Luthers Widerrufsverweigerung als einem “Weltereignis” mit nachhaltiger Wirkung: “Sein Mut und seine Haltung faszinieren bis heute.” Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erklärte: “Wie Luther seinem im Glauben gegründeten Gewissen zu folgen, auch da, wo es etwas kostet, ist eine Haltung, die aktueller ist denn je.”

Für Luther sei es bei seiner Reise zum Wormser Reichstag 1521 um das Recht auf einen offenen Diskurs gegangen, sagte der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann in einer Festrede: “Luther rebellierte mit Feuereifer gegen einen unnahbaren Machtapparat, der ihn mit allen verfügbaren Mitteln kaltzustellen versuchte.” Der Reformator habe darauf bestanden, durch die Bibel oder klare Vernunftgründe widerlegt zu werden. In seiner Widerrufsverweigerung liege “emanzipatorisches Potenzial”.