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Silbern, hell und strahlend – EKD


Die Orgel für den Freiberger Dom ist nicht nur die erste große, die Silbermann gebaut hat, sie gilt auch als ein Höhepunkt seines Schaffens. „Es ist die am stärksten französisch inspirierte Orgel, die er je gebaut hat“, erklärt Koch, der auch Präsident der Gottfried-Silbermann-Gesellschaft ist. Viel Wissen und Anregung habe der Orgelbauer aus dem Elsass aus der Straßburger Werkstatt seines Bruders Andreas mitgebracht, auch für den Bau anderer Instrumente. Doch nur bei seinem großen Debüt-Werk habe er mit einer „so starken Durchmischung, einen so starken französischen Akzent gebaut“.

Ins Schwärmen kommt auch der Heidelberger Musikwissenschaftler, Organist und Orgelsachverständiger Michael Kaufmann: Er selbst habe schon Tausende Orgeln gespielt – quer durch Europa und Südamerika. „Die sächsischen Silbermann-Orgeln gehören zu den inspirierenden Instrumenten“, sagt der Kirchenmusiker, „vor allem die im Freiberger Dom.“

„Silbern, glänzend, hell und strahlend, gleichzeitig sehr kraftvoll und geerdet“ beschreibt Koch den Klang der Freiberger Domorgel, die Silbermanns Visitenkarte gewesen sei. Alles habe sich für den damals knapp 30-Jährigen glücklich zusammengefügt: Der begabte Orgelbauer, der auch Geschäftsmann war, traf 1709 auf einen gut vernetzten Leipziger Thomaskantor, Johann Kuhnau. Dieser wiederum empfiehlt ihm, nach Freiberg zu gehen.

Von den 50 neu gebauten Silbermann-Orgeln sind noch 31 erhalten – allein 27 in Sachsen, zwei in Thüringen, zwei in Brandenburg. Eines der barocken Instrumente von 1731 steht in Reinhardtsgrimma, knapp 40 Kilometer von Freiberg entfernt. Der frühere Dresdner Kreuzorganist Herbert Collum (1914-1982) nannte es einmal „das kleine Wunder der Orgelbaukunst“.

Vor kurzem war Pier Damiano Peretti, Orgelprofessor in Wien, in der spätmittelalterlichen Dorfkirche zu Gast: „Mich begeistert das Verhältnis zwischen Einfachheit des Konzepts, insbesondere bei kleineren Instrumenten, und maximalem musikalischem Ergebnis“, sagt er.

Silbermann, der seine Werkstatt in Freiberg hatte, musste sich um Aufträge nicht sorgen – als „Sächsischer Hof- und Landorgelbauer“ hatte er das Privileg, über Anfragen zuerst zu entscheiden. Lange Transportwege habe er meist vermieden, sagt Koch, sie hätten ein zu hohes Risiko geborgen. Das erklärt wohl auch die auffallend hohe Dichte seiner Instrumente in der mittelsächsischen Heimat.

Der bodenständige Orgelbauer wuchs in Frauenstein auf, etwa 20 Kilometer von Freiberg entfernt. Dort entsteht derzeit ein neues Museum für Silbermann. Noch in diesem Jahr soll es in einem denkmalgeschützten Gebäude am Markt eröffnet werden. Auch Freiberg erinnert an den Orgelbauer, mit einer Dauerausstellung und Schauwerkstatt am früheren Wohnort und Arbeitsplatz des Meisters.

Silbermanns letzte und größte Orgel steht in der katholischen Kathedrale in Dresden. Sie wurde von seinen Schülern vollendet. Auch hier fallen die französischen Einflüsse auf, wie Johannes Trümpler sagt, bis Juni Organist in der Kathedrale. Daher eigne sich die Orgel sehr gut für französische Barockmusik und für Werke von Olivier Messiaen (1908-1992). Für Johann Sebastian Bachs (1685-1750) Musik fehle es mitunter einfach an Tönen im Pedal.

Domkantor Koch will im September zu den Silbermanntagen in Freiberg wieder Musiker aus aller Welt begrüßen, zu Konzerten und dem internationalen Orgelwettbewerb. Dem Erbe Silbermanns fühlt er sich verpflichtet. Dass er eines von dessen Instrumenten spielen und verwalten darf, ist für ihn Ehre und Glück zugleich: „Herrlich, es gibt fast nichts Schöneres.“ Aber er kennt die Orgel auch von innen, weiß um Schimmel und Trockenheit, die das Holz reißen lässt. Sein Antrieb lautet: „Ich bin dafür zuständig, dieses Instrument so gut wie möglich musikalisch erlebbar zu machen.“