In seiner Predigt wandte sich der EKD-Ratsvorsitzende gegen Mutlosigkeit in der Kirche: „Warum leben wir bei einer Zahl von über 40 Millionen Kirchenmitgliedern (…) immer wieder in dem Gefühl, dass wir als Kirche kurz vor dem Aussterben sind?“, fragte er in Wittenberg, wo der Augustinermönch Martin Luther seine Thesen gegen den Ablasshandel der Kirche veröffentlichte. Zugleich erinnerte Bedford-Strohm an den universellen Wert der Freiheit. Dies sei umso bedeutsamer, als die Corona-Pandemie wie kaum ein anderes Ereignis der jüngeren Vergangenheit Grenzen aufgezeigt habe.
Auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister warnte davor, die persönliche Freiheit als selbstverständlich zu nehmen. Während der Pandemie seien viele Freiheiten vorübergehend außer Kraft gesetzt gewesen, sagte er in einem von NDR Info und WDR 5 übertragenen Rundfunkgottesdienst. „Das war sinnvoll und schmerzhaft zugleich. Erinnert sei nur an die eingeschränkten oder grundsätzlich verbotenen Besuche in Alten- und Pflegeheimen.“ Luther und die christliche Lehre sähen in der Freiheit ein Geschenk Gottes. Der Konflikt zwischen individuellen Freiheitsrechten und dem Gemeinwohl in Corona-Zeiten sei auch eine kritische Befragung zum Umgang mit der Freiheit gewesen.
Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns bat angesichts der andauernden Pandemie um Ruhe, Geduld und Gelassenheit. Verschwörungstheoretikern und Coronaleugnern im Bekanntenkreis solle entgegengetreten werden. Die evangelisch-reformierte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden warb in der Diskussion um coronabedingte Zugangsregeln für kreative Wege. „Wir brauchen Liebe, die Brücken baut, die Menschen sagt: Komm rein, komm zurück“, sagte sie am Sonntag bei einem ökumenischen Gottesdienst im ostfriesischen Westoverledingen.
Am Reformationstag erinnern Protestanten in aller Welt an die Anfänge der evangelischen Kirche vor rund 500 Jahren. Die vom damaligen Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) um den 31. Oktober 1517 von Wittenberg aus verbreiteten 95 Thesen gegen kirchliche Missstände wurden zum Ausgang einer christlichen Erneuerungsbewegung. Während der Gedenktag früher zur Abgrenzung der Protestanten gegenüber katholischen Christen genutzt wurde, wird er inzwischen im Geist der Ökumene gefeiert.
Um an die Übersetzung des Neuen Testaments zu erinnern, startete in Thüringen am Sonntag ein Themenjahr zum Werk Luthers. Dabei betonte der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) die Bedeutung der Übersetzung. „Luther legte das Fundament der deutschen Schriftsprache.“ In Leipzig wurden am Reformationstag die vier neuen Glocken der Thomaskirche geweiht.