Wie ein Ehrenamtlicher die kirchliche Jugendarbeit erneuert
Ohne Technik geht nichts mehr in der kirchlichen Jugendarbeit, und ohne ihn würde diese Technik nicht funktionieren. Felix Hartl hat schon für etliche Neuerungen gesorgt und sogar etwas erfunden: das Internet für die Jugendarbeit unterwegs, das „WLAN to go“.
Von Sven Kriszio
Aschaffenburg. Felix Hartl kennt sich aus mit digitaler Infrastruktur, mit „Switches“ und „Access Points“, mit Modems und Software. Das ist der Beruf des 24-jährigen Fachinformatikers. Hartl, der für eine Firma arbeitet, die zum Beispiel Schulen mit virtuellem Speicherplatz ausrüstet, setzt dieses Wissen auch privat ein – vor allem stellt er sie in der kirchlichen Jugendarbeit des Dekanats Untermain [LINK: https://www.ej-untermain.de/] zur Verfügung, wo er sich ehrenamtlich engagiert.
„Technisch hat sich total viel in der Jugendarbeit getan“, sagt Hartl. Es gebe kaum ein Gremium, das ohne Zoom arbeiten könne, so der Vorsitzende der evangelischen Jugend Untermain. Auch Programme zum Austausch von Informationen im Internet seien längst Standard. „Wir nutzen eine virtuelle Cloud für unsere Protokolle, Konzepte und Einladungen“, so Hartl weiter. „Papier haben wir eigentlich kaum noch irgendwo.“
Die evangelische Jugend im westlichen Teil Unterfrankens ist up to date. So benutzt sie auch ein Programm zur Organisation von digitalen Versammlungen, genannt „OpenSlides“. „Das erleichtert die Arbeit ungemein“, sagt Hartl. Damit könnten Anträge gestellt, die Tagesordnung angezeigt und um weitere Punkte digital ergänzt werden. Dass die Jugendlichen in Untermain ihre Kontakte nicht auf „WhatsApp“ pflegen, sondern auf einem eigenen Server chatten, gehöre schon beinahe wie selbstverständlich mit zum Angebot.
Das Highlight steckt in einer unscheinbaren Aluminium-Kiste
Das eigentliche Highlight der evangelischen Jugend Untermain steckt allerdings in einer unscheinbaren Aluminium-Kiste, die kaum mehr als 25 Kilogramm wiegt. Sie schafft die Voraussetzung für grenzenlose Digitalität in größeren Gruppen. „Unser WLAN to go bietet 50 bis 200 Leuten selbst an Orten einen Internetzugang, wo es kein oder nur ein schlechtes Internet gibt“, sagt Hartl.
Das Internet für unterwegs, das er selbst Mitte vergangenen Jahres gebaut hat, könne zum Beispiel in einem Tal oder in abgelegenen Bildungsstätten eingesetzt werden. Damit eigne es sich bestens für Freizeiten mit Jugendlichen. Denn auch bei Angeboten, die im Freien stattfinden, hätten längst digitale Angebote Einzug gehalten, sagt Hartl. Ein Beispiel seien hybride Schnitzeljagden, die mit Recherchen im Internet verbunden seien.
„Aber wir können natürlich auch nicht zaubern“
Mit Hilfe des Geräts müssten Jugendliche zudem nicht ihr eigenes, meist beschränktes Datenvolumen aufbrauchen. Auch in Einrichtungen, in denen das bestehende Internet nicht die nötige Kapazität für größere Gruppen habe, könne das Internet für unterwegs zum Einsatz kommen, betont Hartl.
Die Kiste stellt ähnlich wie ein Handy, allerdings mit weit mehr Kraft eine LTE-Verbindung ins Internet her. Ausgestattet ist das Gerät mit einem Industrie-Modem und einer langen Antenne, mehreren Zugängen, einigen Kabeln und einer Stromleiste.
„Aber wir können natürlich auch nicht zaubern, sondern nur das bündeln und verteilen, was vor Ort vorhanden ist“, sagt Hartl über die Grenzen seiner Erfindung. Wenn die Bandbreite begrenzt sei, müsse auch das Downloadvolumen bei den Nutzern begrenzt werden. „Das können 5 Mbits sein. Aber das reicht den Jugendlichen allemal zum Surfen.“ Daneben könne ein zweites Netzwerk mit mehr Bandbreite für die Mitarbeitenden eröffnet werden. „Da sind dann sogar Videokonferenzen möglich.“
Profi-Case und Ausstattung haben nur knapp 2000 Euro gekostet
Ein vergleichbares Gerät gebe es bisher in der kirchlichen Jugendarbeit nicht. Dabei hätten die Technik und das Profi-Case nur rund 1900 Euro gekostet, erzählt Hartl. Unterstützung kam vom Digital-Innovationsfonds der EKD. Der Nutzen sei groß. „Für rund zehn Euro für eine 24 Stunden Internet Flat können bis zu 200 Jugendliche ins Internet.“ Lizenzkosten würden nicht anfallen.
Doch Hartl weiß auch um den Wert digitaler Unerreichbarkeit. Mitunter suche die evangelische Jugend in Aschaffenburg auch abgelegene Orte für ihre Freizeiten, die kein Internet haben. „Die ständige Erreichbarkeit ist auf Dauer anstrengend. Da tut das Runterkommen den Jugendlichen mal ganz gut.“
Die Evangelische Kirche in Deutschland unterstützt innovative digitale Projekte und will damit den Wandel der Kirche hin zu mehr digitalen Angeboten fördern. Dazu gibt es den Digital-Innovationsfonds, der eine Million Euro umfasst. Weitere innovative Projekte, aber auch Informationen zur Antragsstellung finden Sie auf der EKD-Seite zum Fonds.