Der Text betont die besondere Verbundenheit der christlichen Kirchen mit dem Judentum und dem Staat Israel und unterstützt zugleich das Streben der Palästinenser nach staatlicher Souveränität. Einen umfassenden Waren-Boykott wegen der israelischen Siedlungspolitik in den besetzten Palästinensergebieten lehnen die Kirchen ab. Zudem dürfe Religion nicht zur Legitimierung von politischen Machtansprüchen missbraucht werden. „Versöhnung wird nur möglich sein über ein gegenseitiges Anteilnehmen und -geben an den je eigenen Perspektiven und den je anderen Narrativen“, heißt es in dem Papier.
Vor dem Hintergrund der jahrhundertelangen gemeinsamen Geschichte mit dem jüdischen Volk gebe es für die christliche Kirche die Verpflichtung, die aktuelle Situation im Nahen Osten ausgewogen, differenziert und empathisch zu betrachten, sagte die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst. Das Papier solle auch der Meinungsbildung und Verständigung in den interreligiösen Foren der Landeskirchen dienen.
„Die Stärke der ‚Leitgedanken‘ liegt in ihrer differenzierten Betrachtung, die alle Beteiligten im Blick behält“, sagte die westfälische Präses Annette Kurschus, die auch Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Das Positionspapier ermutigt nach den Worten des badischen Landesbischofs Jochen Cornelius-Bundschuh dazu, im Nahost-Konflikt „Ambivalenzen auszuhalten, aber auch Schritte in Richtung auf eine gemeinsame Sicherheit, auf eine Stärkung der Menschenrechte und hin zum Frieden zu wagen“.