Rettung der Turmhaube von St. Marien
Die denkmalgeschützte Stadtkirche St. Marien im thüringischen Gräfenthal ist die „Kirche des Monats August 2022“ der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa). Einmal predigte Martin Luther auf der Kanzel des Gotteshauses, dessen Turm derzeit saniert wird. Die Stiftung, die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegründet wurde, fördert die Instandsetzung mit 10.000 Euro.
St. Marien wurde schon früh protestantisch: 1525 führte Sebastian von Pappenheim die Reformation in Gräfenthal ein. Martin Luther predigte am Gründonnerstag im Jahr 1530 dort, als er die Ortschaft auf der Durchreise besuchte.
Der Turm der ehemaligen Wehrkirche trägt die Jahreszahl 1518; er war ursprünglich ein Teil der Stadtbefestigung und steht leicht versetzt zum Kirchenschiff. Ältester erhaltener Teil des Gotteshauses ist die gotische Krypta, die sich unter dem Chor befindet und vermutlich 1461 errichtet wurde. Diesen Raum nutzte das Adelsgeschlecht der von Pappenheim als Grablege; die mutmaßlich zunächst dort aufgestellten Epitaphien finden sich nun an den Wänden im Altarraum der Kirche. Im Laufe der Jahre baufällig geworden, musste die Stadtkirche mit der dreigeschossigen Empore im 18. Jahrhundert neu errichtet werden. In den Jahren 1724 bis 1731 erhielt sie ihre heutige barocke Form.
Fast 400.000 Euro sind für die derzeitige Sanierung veranschlagt. Dach und Fassade des Turms stehen im Mittelpunkt der Instandsetzungsarbeiten. „Die Schäden waren von außen nicht zu sehen“, berichtet Diakonin Christiane Wehr. „Wenn sie nicht entdeckt worden wären, hätten früher oder später die Dachbalken nachgegeben und die gesamte Turmhaube wäre heruntergestürzt.“
In Gräfenthal bietet St. Marien den einzig verbliebenen großen Raum für Gottesdienste und kulturelle Veranstaltungen. Es gibt dort zwar nur eine halbe Pfarrstelle, aber doch genug Menschen, die sich für die Kirche engagieren. „Jeden Samstag kommt ein Nachbar auf den Turm, um die Uhr zu pflegen und neu aufzuziehen“, sagt Christiane Wehr. „Er bringt inzwischen einen Schüler mit, damit der diese Aufgabe auch übernehmen kann.“ Die Diakonin selbst hat ebenfalls Unterstützung für ihre Gottesdiensttätigkeit: Ein ehemaliger Konfirmand begleitet sie regelmäßig an der Orgel. „Das sind doch Hoffnungszeichen!“
Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa) ist eine Stiftung der EKD und der evangelischen Landeskirchen. Seit 1999 hat sie Zusagen für Sanierungsvorhaben in Höhe von rund 35 Millionen Euro geben können. Für dieses Jahr hat die KiBa Förderzusagen über 1,3 Millionen Euro vorgesehen. Rund 3.800 Mitglieder engagieren sich bundesweit im „Förderverein der Stiftung KiBa e. V.“ Weitere Informationen unter www.stiftung-kiba.de.
Hannover, 1. August 2022
Pressestelle der EKD