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Anschlag auf die Synagoge in Hannover und beschämt mich zutiefst – EKD


In der Synagoge hielten sich nach Angaben der Gemeinde zu diesem Zeitpunkt rund 150 bis 200 Menschen auf, um den Abschluss des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur zu feiern. Verletzt wurde niemand. Der Vorfall erinnert an den Anschlag auf die Synagoge in Halle vor drei Jahren, der ebenfalls an Jom Kippur begangen wurde.

Gegen 19 Uhr hätten die Anwesenden einen Schlag an einem Fenster an der Frauenempore gehört, sagte der Vorsitzende der Gemeinde und des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, dem epd. Etwa in dortiger Kopfhöhe sei ein Gegenstand eingeschlagen – insgesamt in sechs Metern Höhe. Im Bleiglas klaffe dort jetzt ein Loch in der Größe eines DIN-A4-Blattes. Der Gegenstand konnte noch nicht gefunden werden. Vermutlich sei er zurück ins Freie geprallt.

„Das ist schockierend für die Gemeinde. Es ist das erste Mal in Hannover, dass so etwas passiert“, sagte Fürst. Die Anwesenden seien zunächst sehr aufgeregt gewesen, hätten den Gottesdienst dann aber noch zu Ende gefeiert. „Es spricht viel dafür, dass jemand über den Zaun geklettert ist“, sagte Fürst. Diesen zu überwinden, koste einiges an Kraft: „Das können keine Kinder gewesen sein.“

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte: „Der Anschlag auf die Synagoge in Hannover gestern Abend entsetzt und beschämt mich zutiefst. Unsere jüdischen Geschwister mussten erleben, wie ihre Jom-Kippur-Feier gewaltsam gestört wurde. Dass Jüdinnen und Juden in unserer Gesellschaft in der Ausübung ihrer religiösen Praxis bedroht werden, ist unerträglich. Wir müssen weiterhin auf allen Ebenen und in allen Bereichen mit viel mehr Entschlossenheit als bisher gegen jede Form von Antisemitismus arbeiten.”

Beim Anschlag in Halle hatte ein Rechtsextremist am 9. Oktober 2019 versucht, mit Waffengewalt in die dortige Synagoge einzudringen. Er scheiterte jedoch an einer Sicherheitstür. Kurz darauf erschoss er in der Nähe der Synagoge zwei Menschen und verletzte zwei weitere.

Nach dem Anschlag von Halle hatten sich die jüdischen Gemeinden in Niedersachsen mit der Landesregierung nach langen Verhandlungen darauf verständigt, die Sicherheitseinrichtungen zu verstärken. Die Arbeiten an der Synagoge in Hannover sollen demnächst beginnen.