EKD News

„Halt in aller Unsicherheit“ – EKD


EKD-Synode in Magdeburg mit Gottesdienst eröffnet. Präses Heinrich wirbt in ihrem Präsidiumsbericht für eine unverzagte und ermöglichende Kirche

Mit einem Gottesdienst zum Thema „Gute Entscheidungen treffen“ ist heute in Magdeburg die 3. Tagung der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eröffnet worden. In seiner Predigt zu den Seligpreisungen aus dem Matthäusevangelium (Kapitel 5) ermutigte der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, die Synodalen dazu, verantwortliche Entscheidungen zu treffen. „Es geht um Frieden und Gerechtigkeit, um nichts Geringeres“, so Kramer, der zugleich der Friedenbeauftragte des Rates der EKD ist: „Ist Gewaltverzicht nur eine individuelle Option und keine der Kirche mehr und waren wir nicht gestern noch unterwegs eine Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens zu werden? Andererseits: Müssen wir nicht um der Gerechtigkeit und der Nächstenliebe willen helfen, gerade auch mit Waffen? Könnten wir einem ungerechten Frieden zustimmen? Wir spüren, dass die Antworten uns zerreißen und unglücklich machen.“ Und doch könne die Synode getrost mit Gott rechnen. Das Entscheidende, so Kramer, sei schon entschieden: „Wir sind gerettet durch die große Heilstat in Jesus Christus“.

Auch Präses Anna-Nicole Heinrich ging in ihrem Präsidiumsbericht zum Auftakt der Plenumssitzung auf aktuelle Krisen ein: „Der Angriffskrieg gegen die Ukraine in Europa raubt uns das Gleichgewicht, die Beben der Klimakrise nehmen zu, bedrohen uns. Die falschen Versprechungen der Populisten haben Konjunktur, die sozialen Verwerfungen wachsen unaufhaltsam – unsere Welt gerät in schweres Wasser.“ Dies löse ein Gefühl der Angst, der Verlorenheit und der Überforderung aus. Aufgabe der Kirche sei es, bei aller Verzagtheit in der Welt „Halt in aller Unsicherheit“ zu geben. „Wir kommen nicht vorbei an den Krisen, die wir erleben, können nichts wegignorieren, können nicht auf den Baum der Tradition klettern, die Augen zumachen und so tun, als wäre nichts – das wird nicht funktionieren“, so Heinrich. „Wir müssen uns damit theologisch beschäftigen und brauchen zugleich pragmatische Antworten. Und wir müssen unsere Haltung auch gesellschaftlich vertreten und dabei die Gerechtigkeitsfrage immer wieder in den Mittelpunkt stellen. Soziale Gerechtigkeit, globale Gerechtigkeit und Generationengerechtigkeit.“

Die Kirche lebe wie alle anderen in unsicheren, angespannten, nervösen Zeiten, die umso dringlicher diese Fragen nach Mut und Gelassenheit, Unverzagtheit und Zuversicht stellen. „Dafür hilft es, gemeinsam eine Sprache zu finden, Bilder und Ausdrucksformen zu haben, die uns halten, stabilisieren und Gleichgewicht geben auf unserer Slackline“,,sagte Präses Heinrich. „So werden wir auch als Synode gemeinsam Wege finden, uns zwischen Tradition und Verheißung fortzubewegen, selbst wenn die Slackline unter uns wackelt.“

Der vollständige Wortlaut des Berichts der Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, steht nach der Vorstellung im Plenum unter www.ekd.de/praesidiumsbericht zum Download zur Verfügung.

Alle Informationen zur EKD-Synode finden Sie auf www.ekd.de/synode.

Magdeburg, 6. November 2022

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt

 

Über die Synode der EKD: Die Synode der EKD ist neben Rat und Kirchenkonferenz eines der drei Leitungsorgane der EKD. Sie tagt vom 6. bis 9. November in Magdeburg. Nach der Grundordnung der EKD besteht die 13. Synode aus 128 Mitgliedern. Zu den Aufgaben der Synode zählen die Erarbeitung von Kundgebungen und Beschlüssen zu Fragen der Zeit sowie die Begleitung der Arbeit des Rates der EKD durch Richtlinien. Die Synode berät und beschließt aber auch den Haushalt und die Kirchengesetze. Geleitet wird die Synode vom Präsidium unter dem Vorsitz von Präses Anna-Nicole Heinrich. Sie ist zugleich Mitglied des 15-köpfigen Rates der EKD. Vorsitzende des Rates der EKD ist Annette Kurschus. Die EKD ist die Gemeinschaft von 20 lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen. 19,7 Millionen evangelische Christinnen und Christen in Deutschland gehören zu einer der 12.900 Kirchengemeinden.