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#wärmewinter — „Es ist so wichtig, Menschen die Tür zu öffnen“ – EKD


Im Winter fehle ohnehin ein Treffpunkt in Elze, sagt Schwarz. Und so machen seine Frau und er kurzerhand den adventlich geschmückten Gemeindesaal dazu: An einem Tisch schneiden Kinder unter Anleitung Nadelholz-Zweige klein und basteln mit grünem Floristenschaum und Heißkleber Gestecke, zwei Tische weiter spielen der Pastor, zwei Jugendliche und ältere Gäste Karten. Überall wird geredet, gegessen, gelacht – der durchaus enge Raum vibriert förmlich.

So unterschiedlich die lokalen Angebote sind – die Finanzierung der Wärmewinter-Aktivitäten ist überall ein Ergebnis der sogenannten Energiepreispauschale des Bundes. Die im Herbst bundesweit gezahlte Pauschale hatte den Kirchen zusätzliche Millionen-Einnahmen ermöglicht, die diese nach eigenen Angaben an Bedürftige weitergeben. Fünf Millionen Euro etwa hat die Landeskirche Hannovers zusätzlich eingenommen. „Die Hälfte des Geldes ist bereits an die Kirchenkreise ausgezahlt worden“, sagt Sprecher Benjamin Simon-Hinkelmann. „Die andere Hälfte folgt Anfang 2023.“

Die Landeskirche Braunschweig hat 740.000 Euro eingenommen, in Oldenburg sind es 690.000 Euro – in beiden Fällen haben die Synoden im November die vollständige Verwendung des Geldes für karitative Zwecke vor Ort beschlossen. Das Diakonische Werk der Evangelisch-reformierten Kirche schließlich schüttet über einen Krisenfonds in diesem und dem nächsten Jahr jeweils 150.000 Euro aus, die Gemeinden beantragen können. „Wir möchten, dass dieser Winter für möglichst viele Menschen ein Wärmewinter wird“, sagt Diakoniepastor Thomas Fender.

Im Elzer Gemeindehaus sitzt Gisela Bethge an einem Fensterplatz, auch vor ihr steht ein Teller Suppe. Zum Essen kommt die Ehrenamtliche kaum – denn ihr gegenüber sitzen eine Frau mit Kopftuch, ihr Mann und zwei Kinder. Die Familie aus einer ehemaligen Sowjetrepublik ist erst seit wenigen Wochen in Deutschland, und Bethge, die ausgebildete Integrationslotsin ist, beantwortet geduldig und mit leiser Stimme die Fragen der Eltern. Die Beratung, etwa zu Anträgen, sei wichtig, sagt Bethge, die seit Jahren beim lokalen Flüchtlingskreis dabei ist. Das Angebot am Freitagabend gebe dieser Unterstützung einen Ort: „Letzte Woche war eine Frau aus Afghanistan hier. Die hat beim Suppenessen überhaupt erst ihre deutsche Nachbarin kennengelernt, die im Haus nebenan wohnt.“

Alexander Nortrup (epd)