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Trost und Hoffnung für politisch Gefangene in Belarus – EKD


Anna-Nicole Heinrich, Präses der EKD-Synode, und Ruprecht Polenz, Präsident der DGO, setzen ein Zeichen gegen das Vergessen

Mit persönlichen Briefen wollen die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, und der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO), Ruprecht Polenz, politisch Gefangenen in Belarus in der Vorweihnachtszeit ein Zeichen der Solidarität und Hoffnung senden. „1448 Menschen sind aktuell in Belarus unschuldig in Haft, nur weil sie sich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte eingesetzt haben. Fast täglich gibt es neue Verhaftungen“, sagt Anna-Nicole Heinrich. Die Menschen würden zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt und damit zum Vergessenwerden verdammt. „Genau das will das menschenverachtende Regime in Belarus: Die Inhaftierten sollen vergessen werden. Umso wichtiger ist es, Kontakt zu halten: Gerade jetzt zu Weihnachten wollen wir als politisches Zeichen Trost und Hoffnung in die Einsamkeit der Haft schicken. Schließen Sie sich der Aktion an und schicken Sie ebenfalls Briefe nach Belarus“, so die Bitte von Präses Heinrich. Ruprecht Polenz betont: „Jedes Zeichen der Solidarität ist wichtig. So dunkel die Zeiten erscheinen mögen und so wenig Hoffnung am Horizont zu erkennen ist: Wir wissen, dass sich in Belarus im August 2020 etwas für immer geändert hat: Die Gesellschaft fordert ihre Rechte ein.“

Gemeinsam bekräftigen Heinrich und Polenz: „Es wird die Zeit kommen, dass die Menschen in Belarus in einem rechtsstaatlichen, demokratischen Land leben werden. Diesen Traum und diese Hoffnung geben wir nicht auf.”

Präses Anna-Nicole Heinrich schrieb an die Journalistin Kacjaryna Andrėeva: „Du und die vielen anderen Gefangenen erinnern alle Menschen in Europa daran, wie kostbar und wenig selbstverständlich ein Leben in Freiheit und Würde ist. Und wie wichtig es ist, für die Freiheit zu kämpfen! […] Ich hoffe sehr, dass mein Brief bei Dir ankommt – und damit meine Wünsche und meine große Hoffnung, dass Du Deine Kraft und Deinen Mut nicht verlierst! Deine Familie und Freunde, die Öffentlichkeit und die Medien – wir alle brauchen Menschen wie Dich, die für die Freiheit, die Menschenrechte einstehen.“

Kacjaryna Andrėeva (geboren 1993) arbeitete als Journalistin für den Fernsehsender Belsat TV. Am 15. November 2020 wurde sie verhaftet, nachdem sie in einer Live-Sendung über eine Demonstration in Minsk berichtet hatte, bei der Sicherheitskräfte brutal gegen Hunderte Demonstranten vorgingen. Zunächst wurde sie zu einer Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt. Wenige Wochen vor ihrer Freilassung wurde sie am 13. Juli 2022 wegen angeblichen Hochverrats zu weiteren acht Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt.

Ruprecht Polenz schrieb an den Juristen Maksim Znak: „Wir wissen, dass Sie alleine deswegen zu zehn Jahren Strafkolonie verurteilt wurden, weil Sie mit den bloßen Mitteln des Rechts diejenigen verteidigt haben, die sich für Freiheit und Demokratie, gegen Unterdrückung und Wahlfälschung engagiert haben. Sie sind nicht vergessen! Wir warten darauf, Sie eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft als Bürger eines freien Belarus in Deutschland begrüßen zu können.“

Maksim Znak (geboren 1981) ist international anerkannter Jurist und war Rechtsanwalt von Maria Kalesnikowa, der Hoffnungsträgerin des friedlichen Aufbruchs in Belarus. Znak wurde Anfang September 2020 festgenommen und ein Jahr später wegen Verschwörung zum Zwecke eines Umsturzes und Gründung einer Terrororganisation zu einer Haftstrafe von 10 Jahren verurteilt. Den Alltag in belarussischen Gefängnissen hat er in dem Buch „Zekamerone. Geschichten aus dem Gefängnis“ festgehalten, das im Januar 2023 in Deutschland erscheint.

Hintergrund

EKD und DGO rufen seit Dezember 2020 gemeinsam mit der belarussischen Menschenrechtsorganisation Vjasna zur Solidarität mit allen Inhaftierten auf und setzen sich für ihre Freilassung ein. Auf der Aktionswebseite www.100xSolidarität.de sind die Namen und Schicksale der aktuell 1448 politischen Gefangenen in Belarus veröffentlicht – und sie bietet die Möglichkeit, unkompliziert eine Briefvorlage zu erstellen und abzuschicken. Unterstützt wird die Aktion durch zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Deutschland, darunter der Philosoph Jürgen Habermas, die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, Ministerpräsident Bodo Ramelow, die Publizistin Carolin Emcke, die Musikerin Anne-Sophie Mutter, der Regisseur Milo Rau, die Schriftstellerin Sibylle Berg und viele andere.

Hannover, 12. Dezember 2022

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt