Der vatikanische Ökumene-Beauftragte und lutherische Bischöfe feierten im Kloster Loccum einen gemeinsamen Gottesdienst und tauschten sich zu der Frage aus: Welche Einheit suchen wir?
Kurt Kardinal Koch hat in einem Vortrag die Notwendigkeit unterstrichen, gemeinsam um die „Einheit aller Christen in der einen Kirche“ zu ringen. Der Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen (DPCU) war am 13. März von den Bischöfinnen und Bischöfen der sieben in der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) organisierten Landeskirchen zu ihrer Frühjahrstagung ins niedersächsische Rehburg-Loccum eingeladen worden.
Aus katholischer Sicht, so der Schweizer Theologe, sei die Einheit nur als kombinierte „Bekenntnis- und Kirchengemeinschaft“ denkbar: „Demgemäß wird das ökumenische Ziel in der sichtbaren Einheit im gemeinsamen Bekenntnis, in den gemeinsam gefeierten Sakramenten und in der Gemeinschaft der Ämter gesehen.“ Koch grenzte sich damit vom Modell der Leuenberger Konkordie ab, die in diesen Tagen vor 50 Jahren von lutherischen, reformierten und unierten Kirchen verabschiedet wurde. Darin erklären die reformatorischen Kirchen ihr gemeinsames Verständnis des Evangeliums und gestehen sich wechselseitig die rechte Verwaltung der Sakramente und die volle Kirchengemeinschaft zu – trotz unterschiedlicher Bekenntnisstände.
Der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Ralf Meister (Hannover), betonte die bleibende Bedeutung der Leuenberger Konkordie für den Protestantismus und darüber hinaus, weil sie die „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ erlaube und die Besonderheit des Christentums widerspiegele, dass „die Freude über das eine Evangelium sich in unterschiedlichen Formen“ äußern könne. „Ökumene im Sinn von Johannes 17,21 – ‚auf dass sie alle eins seien‘ – bedeutet für uns in erster Linie Einigkeit und nicht Einheit. Paulus benutzt im Korintherbrief ganz bewusst das Bild von einem Leib Christi und sagt dazu: ‚Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.‘“ Für Koch dagegen „ist bis heute nicht ersichtlich, wie die in der Leuenberger Konkordie leitende ökumenische Zielvorstellung einer Gemeinschaft von selbständigen und bekenntnisverschiedenen Kirchen mit dem biblischen Bild der Kirche als des einen Leibes Christi versöhnt werden könnte“.
Landesbischof Karl-Hinrich Manzke (Bückeburg), Catholica-Beauftragter der VELKD, würdigte „die Offenheit, die wir uns im ökumenischen Dialog gönnen können, auch schwierige Themen anzusprechen“. Das zeige, „wie belastbar das durch gegenseitiges Vertrauen gestärkte Verhältnis von Lutheranern und römischen Katholiken auch in schwierigen ökumenischen Zeiten“ sei.
Gemeinsam bekräftigten Kardinal, Bischöfinnen und Bischöfe ihre Hoffnung, dass der im November 2022 begonnene Dialog zwischen der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und des DPCU über das Kirchenverständnis zu einer weiteren Klärung der Standpunkte führen wird.
Im Anschluss an die Tagung feierten die Geistlichen zusammen einen ökumenischen Gottesdienst in der Loccumer Stiftskirche, bei dem Kardinal Koch über Römer 8,31 („Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?“) predigte.
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Hannover, 13. März 2023
Pressestelle der VELKD
Dr. Frank Hofmann