Ein Dorf gibt nicht auf
Die Dorfkirche in Selben war schon dem Verfall preisgegeben. Doch seit 2006 engagiert man sich in dem sächsischen Ort mit Nachdruck dafür, das aus dem Spätmittelalter stammende Gotteshaus wieder zum lebendigen Mittelpunkt des Dorfes zu machen. Die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegründete Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa) unterstützt die Instandsetzung ihrer „Kirche des Monats April 2023“ mit 20.000 Euro.
Um 1500 wurde die Dorfkirche in Selben erbaut und gehört damit zu den ältesten Gotteshäusern in Nordsachsen. Anfang des 18. Jahrhunderts erhielt die Kirche ihren aus Holz gefertigten Kanzelaltar im Stil des Barock. Das flach gegründete Fundament besteht aus Steinen, die in ein Gemisch aus Kalk und Sandstein eingebettet sind. In dem morastigen Gelände der Region hatte sich diese Bauweise jahrhundertelang bewährt – dann begann der Braunkohle-Tagebau und der Grundwasserspiegel sank. Die Folgen für das Kirchengebäude: Der Fußboden senkte sich an einigen Stellen gefährlich ab, die Statik geriet ins Wanken. Die Gemeinde gab die Kirche zunächst auf; kurz danach gründete sich jedoch der „Förderkreis Kirche Selben“, suchte und fand Gelder: Das Gebäude wurde notgesichert, das Kirchenschiff trockengelegt, das Dach neu eingedeckt und der Glockenstuhl restauriert. Die Stiftung KiBa unterstützte die Sanierung des Gotteshauses in den Jahren 2009 und 2017 mit insgesamt 40.000 Euro.
Auch als nach Beendigung der Braunkohle-Förderung der Grundwasserspiegel wieder anstieg, blieben Statik und Fußboden der Selbener Kirche in Bewegung. 2019 musste das Gebäude ein zweites Mal geschlossen werden. „Aber die Menschen hier geben nicht auf“, sagt Pfarrer Daniel Senf. Ein Konzept für die Instandsetzung der Raumschale und die statische Sicherung des Bauwerks ist erstellt; noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten beginnen. Nötig sind 117.500 Euro für den ersten Bauabschnitt, rund 450.000 Euro für insgesamt drei Abschnitte. Spenden, berichtet Daniel Senf, kommen mehrmals im Jahr insbesondere zu festen Ortsterminen zusammen: „Zum Beispiel beim Osterfeuer erwarten wir mehrere hundert Menschen hier.“
Wenn die Kirche saniert ist, hofft Pfarrer Daniel Senf, dass sie als Ort der Begegnung mit Gott, aber auch als „Verwirklichungsraum“ für alle Generationen im Dorf angenommen wird. „Die Kirche hat schon jetzt eine sehr große integrative Kraft und könnte künftig ein Raum sein, an dem die Selbener mit der eigenen Herkunft in Berührung kommen – und mit christlichen Werten, die gerade jetzt so wichtig sind: Nächstenliebe und Demut“.
Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa) ist eine Stiftung der EKD und der evangelischen Landeskirchen. Seit 1999 hat sie Zusagen für Sanierungsvorhaben in Höhe von rund 35,5 Millionen Euro geben können. Für dieses Jahr hat die KiBa bislang Förderzusagen von mehr als einer Million Euro vorgesehen. Rund 3.800 Mitglieder engagieren sich bundesweit im „Förderverein der Stiftung KiBa e. V.“ Weitere Informationen unter www.stiftung-kiba.de.
Hannover, 31. März 2023
Pressestelle der EKD