Zugleich beobachte sie eine „beängstigend autoritäre Wahrheitswut“, erklärte Kurschus. Viele verträten ihre Wahrheit absolut, anstatt unterschiedliche Meinungen auszutauschen. Es gebe keine Wahrheit ohne Liebe, sagte die EKD-Ratsvorsitzende: „Lieblose Wahrheit ist Rechthaberei, schlimmstenfalls wird sie zu fanatischem Fundamentalismus.“ In der biblischen Pfingstgeschichte wirke hingegen ein „Geist der Wahrheit“. Dieser Geist könne gegenwärtig ein kostbares Geschenk sein, der nicht nach richtig oder falsch trenne, sondern Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Religionen und Generationen miteinander verbinde.
Bereits am Mittwoch hatte der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister, das Pfingstfest als Symbol des Wandels und der Mitmenschlichkeit bezeichnet. An Pfingsten erführen die Menschen, „dass sie Menschen, die weit entfernt sind, verstehen und in ihrem Leid ernst nehmen – so wie uns heute der Krieg in der Ukraine immer wieder unter die Haut geht“, erklärte Meister, der auch hannoverscher Landesbischof ist. Pfingsten sei ein Tag, an dem die Menschen überaus glücklich sind. „Sie erfahren auch: Das Glück der anderen ist auch unser Glück.“ Deshalb sei Pfingsten ein Fest der Menschengemeinschaft.
Pfingsten ist nach Ostern und Weihnachten das dritte große Fest im Kirchenjahr. Pfingstsonntag ist in diesem Jahr am 28. Mai. In Erinnerung an die in der Bibel geschilderte Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Menschen wird Pfingsten auch als „Geburtstag der Kirche“ verstanden. In vielen Gemeinden werden an Pfingsten Gottesdienste unter freiem Himmel gefeiert.