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Petra Bosse-Huber drückt große Sorge um Maria Kolesnikowa aus – EKD


EKD-Auslandsbischöfin fordert Freilassung aller politischen Gefangenen in Belarus

Am morgigen Sonntag (4.6.) wird die belarussische Demokratin und Freiheitskämpferin Maria Kolesnikowa seit 1.000 Tagen in einem Straflager inhaftiert sein. Wegen „Gründung einer extremistischen Gruppierung” und „Verschwörung zum Zwecke der verfassungswidrigen Machtergreifung” wurde sie im September 2021 zu elf Jahren Haft verurteilt.

Mehr als 1.500 Menschen hält die Diktatur in Belarus als politische Gefangene: Nach Willkürprozessen erhielten sie lange Haftstrafen bis zu 18 Jahren und sind besonders brutalen Bedingungen in Gefängnissen und Lagern ausgesetzt. Einige von ihnen, darunter Maria Kolesnikowa, werden komplett isoliert, ihr Leben ist in akuter Gefahr.

Zu Hundertausenden war die Bevölkerung im Zuge der Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 in Belarus auf die Straße gegangen, um einen friedlichen Wandel in dem seit Jahrzehnten autoritär beherrschten Land herbeizuführen. Polizeikräfte und Sicherheitsbehörden unter Diktator Lukaschenko, der von Russland unterstützt wird, reagierten jedoch immer brutaler auf die Proteste. Auch wenn die erneute Wahl Lukaschenkos im August 2020 international nicht anerkannt wird, hält er sich bis heute an der Macht.

Maria Kolesnikowa, die als Musikerin und Pädagogin in Deutschland gelebt hat, ist eine der international vielfach ausgezeichneten drei Frauen, die sich unermüdlich und unerschrocken für ein demokratisches Belarus eingesetzt haben.

„Es hat den Anschein, dass es für den belarussischen Machthaber besonders unerträglich ist, dass Frauen ihn herausgefordert haben und dabei die Sympathien der ganzen Welt auf ihrer Seite hatten. Genau deshalb brauchen sie und alle, die sich mit ihrem Leben für Demokratie einsetzen, jetzt die vereinte internationale Unterstützung. Denn es geht um das Leben von Maria Kolesnikowa und ihren Mitgefangenen“, so die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber.

Isolationshaft in belarussischen Lagern bedeutet mangelnden Zugang zu medizinischer Versorgung und angemessenem Rechtsbeistand. Ende vergangenen Jahres wurde Maria Kolesnikowa bereits ohne genaue Angaben für einige Zeit in ein Krankenhaus verlegt. Inzwischen ist vollkommen unklar, wie es ihr geht, es gibt keinerlei Nachrichten von ihr und anderen Gefangenen. Experten der Vereinten Nationen befürchten, dass die Isolationshaft auch zur Verschleierung von Beweisen für Misshandlung und Folter durch die Strafverfolgungs- und Gefängnisbehörden oder gar des Todes von Gefangenen dient – umso beunruhigender ist die Nachrichtensperre.

Die EKD verfolgt die Situation in Belarus sehr genau und macht zusammen mit vielen Personen des öffentlichen Lebens seit Dezember 2020 mit der Website „100 x Solidarität“ auf die Situation politischer Gefangener aufmerksam. Sie ruft dazu auf, Briefe an die Inhaftierten ins Gefängnis zu schicken – für diese und ihre Familien ist es von großer Bedeutung, zu wissen, dass sie nicht vergessen sind.

„Wir können nur ahnen, welchen Qualen Maria Kolesnikowa ausgesetzt ist. Wir hoffen gleichzeitig, dass ihre ungeheure innere Stärke, ihr Optimismus und ihre Strahlkraft, mit der sie so viele Menschen begeistert hat, nicht gebrochen wird von dem widerrechtlichen und unmenschlichen System. Die Welt braucht gerade solche Persönlichkeiten wie sie, damit die Freiheit, die Würde und das Recht jedes Menschen geschützt sind vor Willkür und Machtmissbrauch“, so Bosse-Huber. Ein typischer Gruß von Maria Kolesnikowa war ein Herz, das sie mit ihren Händen formte. Das tat sie selbst noch vor Gericht und zeigte damit, wie sehr sie die Welt liebt. „Wir legen das Leben der Frau, die die Welt mit ihrer Klugheit und ihrem Herzgruß gerechter machen wollte, Gott ans Herz. Wir fordern nachdrücklich ihre Freilassung und die Freilassung aller politischen Gefangenen in Belarus.“

Die Website www.100xSolidarität.de  dokumentiert die Schicksale aller Inhaftierten und bietet die Möglichkeit, unkompliziert eine Briefvorlage zu erstellen und abzuschicken.

Hannover, 3. Juni 2023

Pressestelle der EKD