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Ritualgestalterin wirbt für neue Formen bei Taufen und Trauungen – EKD


Viele Menschen wüssten gar nicht mehr, an wen sie sich im System Kirche wenden sollen, wenn sie eine Taufe oder eine Hochzeit planten, beschrieb Barnahl eine Hürde. „Dann gibt es eine große Scham, über die Schwelle von Kirche zu treten, weil man das Gefühl hat: Ich bin vielleicht nicht gut genug, ich geh nicht regelmäßig in den Gottesdienst.“ Andere vermuteten, sie passten in ihrer Lebenssituation nicht zum kirchlichen Normalbild. „Beispiel Taufe: Wenn ich alleinerziehend bin, will ich mich dann im Sonntagsgottesdienst nach vorne stellen – und werde von allen angeguckt als nicht vollständig?“

Auch die Kosten für Tauffeiern und Hochzeiten seien ein Thema. Insgesamt gebe es große Unsicherheiten und eine Menge Fragen: „Darf ich meine Wünsche äußern? Darf ich der Mensch bleiben, der ich bin? Oder muss ich mich an die kirchliche Kultur anpassen? Muss ich mit Ablehnung rechnen, werde ich schief angeguckt?“

Besondere Wünsche betreffen ihren Erfahrungen zufolge oft die Musik zur Feier, die Form und vor allem den Ort außerhalb von Kirchengebäuden: „Die Hochzeit auf dem Jahrmarkt beispielsweise, im Rosengarten, in der Kiezkneipe, im Hafen.“ Die Kirche biete da schon viel mit dem Riesenschatz christlicher Rituale, müsse mit ihren Angeboten aber leicht auffindbar sein. Außerdem seien auch neue Angebote für Lebensmomente wichtig, die bisher nicht so im Blick gewesen seien, so etwa der Abschied vom Kinderwunsch, eine Trennung oder der Übergang in den Ruhestand. „Meiner Meinung nach müssen die Kasualien eine der Hauptprioritäten in unserer Kirche sein“, betonte Barnahl.

epd-Gespräch: Dieter Sell