Ein solcher Segen sei genauso wichtig, wie die „Initialzündung“ bei einer Trauung. Die Anzahl der kirchlichen Trauungen sei ohnehin nur noch marginal, viele Paare heirateten nicht mehr und die Paare, die heiraten, entschieden sich häufig nicht mehr für eine kirchliche Trauung. Lungershausen lehnt es jedoch ab, das Angebot direkt mit der Kirchenmitgliedschaft zu verbinden. Andererseits könne die Organisation Kirche nur am Leben gehalten werden, wenn es auch in Zukunft noch Mitglieder gebe.
Bei dem Segensritual, das an einem Freitagabend stattfand, haben sie und ihre Kollegin insgesamt acht Paare gesegnet. Die Idee sei entstanden, als sie auf ihrem Schreibtisch Unterlagen zu abgesagten Trauungen in der Corona-Pandemie entdeckt habe – darunter auch zwei gleichgeschlechtliche Paare. Sie habe diejenigen, die in den vergangenen vier Jahren geheiratet haben und in der Kirchengemeinde gemeldet waren, per Post angeschrieben und danach noch die Einladung veröffentlicht.
Während des Rituals hätten die Paare einander beim Blick in die Augen bekannt, was sie an ihrem Partner lieben und was sie dem anderen wünschen. Das sei sehr berührend gewesen, nicht nur ein nettes Event an einem Freitagabend, betonte die Pfarrerin. Es zeige das Bedürfnis danach, in einer herausfordernden Situation Lebenskraft zu bekommen. Denn es seien nicht nur Paare gekommen, bei denen gerade alles gut klappe.
„Es ging um die ganze Spanne des Lebens, darum dass man auch Tiefe und Halt hat, ohne die es auch ziemlich bodenlos sein kann“, sagte Lungershausen. „Ich stelle mir vor, dass Gott im Segen als Liebe durch die Menschen hindurchfließt und sie anders miteinander verbindet.“
epd-Gespräch: Franziska Hein