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„Es braucht den festen Glauben daran, Frieden erringen zu können.“ – EKD


375 Jahre Westfälischer Frieden: Stellvertretende Ratsvorsitzende Bischöfin Kirsten Fehrs predigt im Osnabrücker Dom

„Es braucht mehr als gute Worte. Es braucht die Haltung der Einfühlsamkeit, um inmitten all der Weltverwundungen an Frieden zu glauben, für ihn zu beten. Es braucht den festen Glauben daran, Frieden erringen zu können.“ Das sagte die stellvertretende Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs, in ihrer Predigt im Osnabrücker Dom anlässlich des Jubiläums „375 Jahre Westfälischer Frieden“.

In diesem Kontext würdigte sie die Verhandler von damals, die in einer komplexen Konfliktsituation jahrelang um Kompromisse gerungen hätten. Daraus sei ein Wunder der kleinen Anfänge entstanden, was auch heute noch eine tröstliche Perspektive geben könne.

Fehrs erinnerte an aktuelle gewaltsame Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen in der Ukraine, in Syrien, im Jemen, in Bergkarabach und in Israel. Angesichts des abgrundtiefen Hasses, der sich dort Bahn gebrochen habe, konstatierte sie: „So viel Gewalt und sinnloser Tod zieht dieser Terror nach sich, so viele unschuldige Opfer.“ Im Blick auf die Ukraine betonte Fehrs: „Es ist wichtig, dass das Ende von Kampfhandlungen ernsthaft eine Möglichkeit bleibt. Es darf nicht die gesamte Ukraine zugrunde gehen. Auf gar keinen Fall darf es zu einer atomaren Eskalation kommen, zu einem territorialen Flächenbrand.“

„Der Friede, den wir in Europa so lange erleben durften, fordert uns alle als Christenmenschen mit aufrichtiger Haltung. Hier und heute, in unserer Gesellschaft, in unseren Städten und Dörfern. Gott schenke uns deshalb diesen uneigennützigen Blick darauf, was dem anderen zum Guten dient, dem Kind, den Alten und dem geflüchteten Menschen in der Nachbarschaft auch. Dass wir ihnen, die bei uns ankommen, nicht mit Ablehnung begegnen, sondern mit Achtung vor der Würde eines jeden Menschen. Entgegen jedem völkisch-nationalen Egoismus, der um sich greift“, so die Bischöfin weiter.

Eine solche Haltung drücke sich bereits in den Worten des Westfälischen Friedens aus: „Es soll dieser [Friede] aufrichtig und ernstlich eingehalten und beachtet werden, auf daß jeder Teil Nutzen, Ehre und Vorteil des anderen fördere und daß […] treue Nachbarschaft, wahrer Friede und echte Freundschaft neu erwachsen und erblühen möge.“

Zum Hintergrund
Vor 375 Jahren, am 25. Oktober 1648, wurde nach 30 Jahren Krieg der „Westfälische Frieden“ in Osnabrück verkündet. Ihm waren vier Jahre Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück vorausgegangen. Der „Westfälische Frieden“ ermöglichte ein friedliches Nebeneinander der großen Konfessionen. Fortan mussten Untertanen nicht mehr die Konfession wechseln, wenn der Landesherr konvertierte oder ein Fürst anderen Glaubens in einer Region an die Macht kam.

Hannover, 25. Oktober 2023

Pressestelle der EKD
Bernd Tiggemann