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Der zugewandte Facebook-Bischof mit klaren Botschaften – EKD


Dass Bedford-Strohm einmal eines der bekanntesten Gesichter der evangelischen Kirche sein würde, dafür sprach nach seiner Wahl zum Landesbischof Anfang 2011 erst einmal nicht so viel. Denn vor der Zeit im Bischofsamt war der Theologe vor allem als Sozialethiker unterwegs. Seinen Doktortitel hatte er unter dem späteren EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber in Heidelberg erworben. Anschließend war der gebürtige Memminger, der aus der fränkischen Pfarrer-Dynastie Strohm stammt, nur kurz als Gemeindepfarrer in Coburg im Einsatz, ehe er 1999 vertretungsweise und 2004 ordentlicher Professor wurde.

Für viele war Bedford-Strohm deshalb auch erst ein unbeschriebenes Blatt als Bischof, was sich aber schnell durch seine klaren Positionierungen ändern sollte. Er stellte sich von Anfang an klar gegen jedwedes rechtes Gedankengut, gegen die zunehmende Polarisierung in den gesellschaftlichen Debatten, er stellte sich an die Seite von Klimaaktivisten und versuchte dabei immer wieder auch eine Vermittlerrolle einzunehmen. So lud er beispielsweise im Dezember vergangenen Jahres Vertreter der „Letzten Generation“ und den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zu Gesprächen in sein Büro ein.

Ein großes Anliegen war dem profilierten Theologen auch immer die Ökumene. Zusammen mit dem Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx verbindet Bedford-Strohm nicht nur eine persönliche Freundschaft. In Marx’ Zeit als Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz bildeten die zwei für mehrere Jahre ein „Machtzentrum“ der großen deutschen Kirchen in München. So war es Bedford-Strohm ein Anliegen, das 500. Reformationsjubiläum 2017 nicht als „500 Jahre Abgrenzung“ zu anderen Konfessionen zu begehen, sondern die Gemeinsamkeiten zwischen Katholiken und Protestanten zu betonen.

Zu den vermutlich schwersten Themen seiner Amtszeit als Landesbischof dürften die Komplexe Missbrauch und Mitgliederschwund gehört haben. Seit vielen Jahren schon steht er im direkten Kontakt mit Betroffenen, die institutionelle Aufarbeitung „über die Einzelfälle hinaus“ ging ihm selbst zu zögerlich und zu spät voran. Dass die Kirchen deshalb in einer Vertrauenskrise stecken und auch deshalb viele Mitglieder verlieren, schmerze ihn. Zugleich appellierte er zum Bleiben. Denn: „Jeder Austritt sorgt auch dafür, dass die Kirche weniger Geld in segensreiche Dinge wie die Diakonie stecken kann.“

Dass der mit einer US-Amerikanerin verheiratete Vater dreier Söhne und Großvater Bedford-Strohm nun wirklich kürzertreten wird, ist schwer vorstellbar. Dafür wird sein Ehrenamt als Vorsitzender des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) sorgen, das er seit mehr als einem Jahr innehat. Vorgenommen hat er es sich allerdings durchaus: Er will sich regelmäßig „terminfreie“ Phasen gönnen, um mehr Zeit für seine Familie und vor allem seine Enkel zu haben.

Von Daniel Staffen-Quandt (epd)