EKD News

Grusswort der Schwedischen Kirche – EKD


Es gilt das gesprochene Wort

(Deutsche Übersetzung)

Sehr geehrte Frau Präses Anna-Nicole Heinrich,
sehr geehrte Frau Ratsvorsitzende Präses Dr. Anette Kurschus,
sehr geehrte Synodale, Geschwister im Glauben,

Von Herzen danke ich Ihnen für die Einladung zu Ihrer Synode. Ich danke dafür, die bewegende Geschichte der Martin-Luther-Kirche, auch die Berichte und Diskussionen zu wichtigen Themen für Ihre Kirche zu hören, aber vor allem zu Ihrer Zusammenkunft zu kommen mit Christus im Zentrum, mit Gebeten in Ihren Herzen und auf Ihren Lippen. Ich danke Ihnen für die Einladung zu Ihren Beratungen zu dem Thema „Sprach- und Handlungsfähigkeit im Glauben“.

Ich grüße Sie von der Schwedischen Kirche, von unserer Bischofskonferenz und unserer Synode (die wir kyrkomöte nennen), die im November zusammenkommen wird, von Geschwistern im Glauben in Nordeuropa. Ich bringe Grüße von einem Teil Europas, in dem wir – wie vielleicht auch viele von Ihnen – nach guten Nachrichten auf der Suche sind, uns nach Hoffnung und Gemeinschaft sehnen, nach Inspiration und Offenheit füreinander. Wir tun dies in einer Zeit, die in unserer Gesellschaft gezeichnet ist von Misstrauen und Sorge. Die Nachrichten sind gefüllt mit schlechten Nachrichten – von weit weg bei Geschwistern im Glauben und ganz nah in unseren Städten und Dörfern. Jahrzehntelang waren wir überzeugt davon, dass unser Land ein guter Platz auf Erden ist. Dieses Vertrauen steht nun auf dem Spiel.

Und die Religionen, die Kirchen, die Schwedische Kirche? Was bedeutet das alles für uns? Wo ist unser Platz in der Gesellschaft, in dieser Welt? Was ist unsere Aufgabe, unsere Mission und Vision für diese Zeiten?

Wir sind – wie Sie auch – konfrontiert mit sinkenden Mitgliedszahlen. Gleichzeitig braucht unsere Gesellschaft Hoffnung und Orte des Gebetes, Offenheit und Orte der Begegnung, Liebe/Agape und Orte des Teilens mehr als seit Jahrzehnten. Der Auftrag unserer Kirche ist, nah bei Christus zu leben, sodass wir sehen, was er sieht, dass wir sagen, was er sagt, dass wir tun, was er tut. Das bedeutet, dass uns aufgetragen ist, “zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit.“ (Lukas 4,18-19)

Diesen wichtigen Text des Evangeliums in unsere Zeit zu übersetzen, ist eine große Aufgabe, die unseren Kirchen zusammen aufgetragen ist. Ich danke Gott dafür, dass wir diesen Auftrag miteinander teilen. Unsere Kirchen leben seit Jahrhunderten in Beziehung. Die Reformation in Schweden kam während des 16. Jahrhunderts aus Wittenberg. In Luetzen, in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, kann man noch die Spuren von Zeiten sehen, in denen unterschiedliche Konfessionen, in diesem Fall die protestantische und die römisch-katholische, eng mit Königen und Reichen verbunden waren und für ihre Interessen ge- und missbraucht wurden.

Theologisch ist unsere Kirche bis in die 1930er Jahre sehr beeinflusst gewesen von Theologie aus dem deutschsprachigen Raum. 1942 traf Dietrich Bonhoeffer George Bell, den anglikanischen Bischof und Freund Bonhoeffers, in Sigtuna/Schweden, um Pläne für das Europa nach dem Zweiten Weltkriegs zu machen.

Während des Kalten Krieges lebten unsere Kirchen nah beieinander. Schon bald nach dem Krieg entstand der Nordisch-Deutschen Kirchenkonvent und seit den 1970er Jahren wurden intensive Beziehungen zwischen Landeskirchen in der DDR und Diözesen in unserer Kirche aufgebaut. Einige von diesen Kirchenpartnerschaften sind noch immer lebendig, andere neue Beziehungen zu Landeskirchen im Westen Deutschlands sind hinzugekommen.

Wir haben in Stockholm und Göteborg deutschsprachige Gemeinden in unserer Kirche. In Malmö lebt die deutschsprachige Gemeinde eng verbunden mit der Diözese Lund. In Småland gibt es integriert in unsere Gemeinden im Sommer Urlaubsseelsorge in deutscher Sprache. Sie haben in Deutschland schwedischsprachige Gemeinden in Berlin, Hamburg, Frankfurt und München. Im Leben all dieser Gemeinden wird auf besondere Weise deutlich – wir gehören zusammen und teilen den Auftrag, nahe an den Worten und am Handeln Christi zu leben.

Mögen wir darin wachsen, vom Glauben zu sprechen und aus ihm heraus zu handeln, mögen wir voneinander lernen – unter den Kirchen, zwischen den Generationen, unter denen, die in unseren Kontexten seit Generationen leben und denen, die auch Erfahrungen aus unterschiedlichen Teilen der Welt haben. Mögen wir unsere Orte und unser Geist offenhalten und Zeugnis geben von dem, der danach trachtete, „zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit.“

Ich wünsche Ihnen allen den Segen unseres gnädigen Gottes.


(Originaltext)

Sehr geehrte Frau Präses Anna-Nicole Heinrich,
sehr geehrte Frau Ratsvorsitzende Präses Dr. Anette Kurschus,
sehr geehrte Synodale, Geschwister im Glauben, sisters and brothers in faith,

From the depth of my heart, I want to thank you for the invitation to come as a guest to your synod. To the wonderful cathedral of Ulm, to the reports and discussions about crucial themes for your church but first and foremost to your gathering with Christ in the center, with the prayer in your hearts and on your lips. I thank you for the invitation to your gathering around the theme – “How do we speak and act in faith?”

I bring greetings from the Church of Sweden, our bishop’s conference, and our synod, called kyrkomöte, which will meet in November in Uppsala, from sisters and brothers in the North of Europe. I bring greetings from a part of Europe where we – as maybe even you – are searching for good news during these days, longing for hope and community, for inspiration and openness for each other. We do this in an everyday life in our society which is marked by mistrust and anxiety, the news is filled with bad news from far away and close by. For decades we were convinced that our country is a good place to live at. This trust is now at risk.

And the religious communities, the churches, the Church of Sweden? What does that mean for us? Where is our place in this society, in this world? What is our task, our mission and vision in these times?

We are – as you are – confronted with a declining number of members. And at the same time hope and places for prayers, openness and places for encounters, love – agape and places for sharing are needed more in our society than they have been for decades. The mission of our church is to live close to Christ so that we see what he sees, that we say what he says, that we do what he does. That means that we have to “bring good news to the poor, to proclaim release to the captives and recovery of sight to the blind, to set free those who are oppressed” (Luke 4:18-19 NRSV)

To translate this essential text of the gospel into our time is a huge task which our churches have together. And I thank God that we share this mission. Our churches have had relations for centuries. The reformation in Sweden during the 16th century came from Wittenberg. In Luetzen, in the Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, you still can see traces of times when different confessions, in this case the protestant and the roman-catholic, were closely connected, used and misused for interests of kings and empires.

Theologically our church was tremendously influenced by theology from Germany until the 1930s. Dietrich Bonhoeffer met George Bell, the Anglican bishop and friend of Bonhoeffer, in Sigtuna/Sweden in 1942 to plan for a Europe after the Second World War.

During the Cold war our churches lived closely together in the Nordic German Church Convent and through intense relations between regional churches in East Germany and dioceses in our church since the 1970s. Some of these relations are still vivid, new relations to regional churches in the Western part of Germany were built up during the last decades.

We have German speaking parishes in our church, in Stockholm and Gothenbourg, and one in Malmö closely connected to the diocese of Lund. In Småland there is during summer pastoral care and worship in German for all those who come there for vacation. You have Swedish speaking parishes in Berlin, Hamburg, Frankfurt and Muenchen. In the life of these parishes, it is visible in a special way – we belong together and share the mission to live closely to the words and deeds of Christ.

May our ability to speak and act in faith grow, may we learn from each other – between the churches, between the generations, between those who have lived in our contexts for generations and those who have experiences from different parts of the world. May we hold our places, our minds open and give witness of the one who sought “bring good news to the poor, to proclaim release to the captives and recovery of sight to the blind, to set free those who are oppressed”.

I wish you all blessings of our merciful God.