Bilanz: Eine Delegation des Rates der EKD besuchte Äthiopien und Kenia
„Vergesst das Horn von Afrika nicht!“ So lautet die Bilanz einer Delegation des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Anfang Februar Äthiopien und Kenia besucht hat. Trotz zahlreicher Krisen wie Armut, kriegerische Auseinandersetzungen, wirtschaftliche Instabilität, ethnische Konflikte und Dürren als unmittelbare Auswirkungen des Klimawandels, spielten die Länder im Osten Afrikas medial in Europa kaum noch eine Rolle.
Die Delegierten dankten ausdrücklich den beiden deutschsprachigen Auslandsgemeinden in Addis Abeba und Nairobi. An beiden Orten haben die Ratsmitglieder zusammen mit Gemeindegliedern Gottesdienste gefeiert, in denen Dr. Michael Diener die Predigt hielt. Die Gemeinden leisteten unter schwierigen Rahmenbedingungen hervorragende Arbeit und seien für Deutsche, die auf Zeit in Äthiopien und Kenia leben, wichtige Ankerpunkte. Zudem machten sie es möglich, deutschsprachige Menschen im Ausland kennenzulernen, Gemeinschaft zu erfahren sowie im Ausland lebende Kinder und Jugendliche mit den deutschen christlichen Traditionen in Berührung zu bringen. Schließlich wirkten sie über die Grenzen der Gemeinde hinaus unmittelbar in die Öffentlichkeit.
Davon konnten sich die Delegierten selbst ein Bild machen, etwa beim Besuch der „German Church School“ in Addis Abeba: die Schule richtet sich in erster Linie an Kinder aus den angrenzenden Slums. Dort leben zahlreiche Familien an der Armutsgrenze oder darunter. Zudem verfolgt die Schule einen inklusiven Ansatz, denn 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung. Sie werden zunächst für ein Jahr in einer separaten Klasse unterrichtet und kommen dann zusammen mit einem „Buddy“ in eine „normale“ Klasse. Dabei hat der Buddy die Aufgabe, dort zu unterstützen, wo Hilfe nötig ist.
Zu Beginn der Reise führte Christoph Schneider-Yattara, Leiter des Regionalbüros von Brot für die Welt, in die Arbeit seiner Organisation vor Ort ein und erläuterte die Situation der Länder am Horn von Afrika. Sein Wunsch an den Rat der EKD: er möge dabei helfen, ein Mandat für Brot für die Welt zu erwirken, das Land Eritrea regelmäßig besuchen zu können, um dort wichtige humanitäre Hilfe zu leisten.
Positiv überrascht waren die Ratsmitglieder über die guten Kontakte der beiden deutschsprachigen Auslandsgemeinden zur deutschen Botschaft. Am Standort Nairobi ist die evangelische Kirchengemeinde deutscher Sprache sogar Vermieterin der Immobilie, in der die Botschaft ihren Sitz hat. Das verschafft der Gemeinde finanzielle Spielräume, die sie für eigene Projekte nutzen kann.
Besorgt ist die Delegation darüber, dass Fragen der geschlechterspezifischen Sexualethik, darunter die Themen LGBTQ+ und weibliche Genitalverstümmelung, sowohl in Äthiopien als auch in Kenia kaum öffentlich oder kirchlich diskutiert werden. Die Überwindung dieses kulturellen Schweigens, der fortdauernden Tabuisierung auch im kirchlichen Raum oder gar der Kriminalisierung von Betroffenen bleibt eine dringende Aufgabe.
An der Reise haben die Ratsmitglieder Dr. Michael Diener, Dr. Jacob Joussen, Dr. Silke Lechner und Josephine Teske sowie EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber, Oberkirchenrat Marc Reusch (Afrika-Referent der EKD) und Bernd Tiggemann (Kommunikation) teilgenommen.
Hannover, 9. Februar 2024
Pressestelle der EKD
Bernd Tiggemann