Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Militärputsches von 1973 hat die chilenische Regierung über das Außenministerium beschlossen, Anerkennungsmedaillen an Personen und Institutionen zu verleihen, die Tausende von Chilenen, die ins Exil gehen mussten, unterstützt, geschützt und aufgenommen haben.
Mit der Verleihung dieser Medaillen soll die internationale Solidarität gewürdigt und gleichzeitig die Großzügigkeit derer gewürdigt werden, die sich in einer außerordentlich komplexen Periode der chilenischen Geschichte für das Leben eingesetzt haben.
Nach dem chilenischen Militärputsch nahmen sowohl Ost- als auch Westdeutschland eine große Zahl chilenischer Einwanderer und Flüchtlinge auf. Die Solidaritätsarbeit verschiedener Organisationen, parteinaher Gruppen, Gewerkschaften, Universitäten und kirchlicher Einrichtungen, darunter die Deutsche Evangelische Kirche, war ein zentraler Bestandteil im Umgang mit verfolgten und im Exil lebenden Chilenen.
Ihre Bemühungen ermöglichten die Bereitstellung zahlreicher Stipendien und Arbeitsplätze sowie Notunterkünfte und Unterstützung, die alle für die soziale Integration und die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation unserer Staatsangehörigen und ihrer Familien unerlässlich waren.
Die deutschen Protestanten emigrierten 1860 nach Chile und engagierten sich mit der Zeit in der Arbeit mit der marginalisierten Bevölkerung. Eine besondere Erwähnung verdienen jedoch zwei Mitglieder dieser Kirche, wenn es um den Schutz der Menschenrechte nach dem chilenischen Militärputsch geht: Pastor Helmut Frenz und Pastor Armin Ihle.
Pastor Frenz kam 1965 nach Chile und war unmittelbarer Zeuge der Verfolgung politischer Gegner nach dem Militärputsch. In den folgenden Tagen leitete Pastor Frenz die Gründung der „Nationalen Kommission für Flüchtlingshilfe“ (CONAR), die die rechtlichen, spirituellen und sozialen Bedürfnisse von Tausenden von Flüchtlingen unterstützte, darunter viele, die aus Brasilien und Uruguay kamen.
Pastor Frenz war auch an der Gründung des „Komitees für den Frieden“ (Comité Pro Paz) beteiligt, einer ökumenischen Einrichtung, der er mitvorstand.
Leider wurde er am 5. Oktober 1975 während einer Reise nach Genf vom Pinochet-Regime mit einem Wiedereinreiseverbot nach Chile belegt.
1974 wurde Helmut Frenz vom Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen für seine Arbeit in Chile mit dem Nansen-Flüchtlingspreis ausgezeichnet. 1976 wurde er Generalsekretär von Amnesty International in der Bundesrepublik Deutschland, 2007 erhielt er die chilenische Staatsbürgerschaft.
1966 wurde Pastor Armin Ihle als Gesandter der Evangelischen Kirche von Westfalen nach Rio Negro im chilenischen Patagonien entsandt. Nach dem Militärputsch zog er nach Buenos Aires, Argentinien, von wo aus er viele Jahre lang Flüchtlingsarbeit für die vom Pinochet-Regime Verfolgten leistete.
Er war aktiv an der Gründung der argentinischen Flüchtlingskommission (CAREF) im Oktober 1973 beteiligt, einer Organisation, die ihre Arbeit bis heute fortsetzt und Tausenden von politisch Verfolgten, Flüchtlingen und Exilanten unter anderem aus Argentinien, Chile und Uruguay geholfen hat.
Daher ist es eine Ehre für unsere Regierung und für diese Botschaft, der Deutschen Evangelischen Kirche in Person von Prälatin Dr. Anne Gidion, Bevollmächtigte des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, diese Medaille der internationalen Solidarität zu überreichen.
Die chilenische Regierung und das chilenische Volk sind der Deutschen Evangelischen Kirche sehr dankbar für die Solidarität, die sie so vielen Chilenen entgegengebracht hat. Dies wird ein wichtiger Teil des historischen Gedächtnisses unseres Landes bleiben.
Berlin, April 2024.