Der Theologe war braunschweigischer Landesbischof, Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen und Leitender Bischof der VELKD.
Nach längerer Krankheit ist der am 10. Mai 1929 in Marburg geborene Theologe Prof. Dr. Paul-Gerhard Müller am Tag seines 95. Geburtstages nach längerer Krankheit in Erlangen verstorben. Müller war von 1982 bis zu seiner Pensionierung 1994 Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Braunschweig, von 1982 bis 1986 Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen und von 1990 bis 1994 Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).
„Wir trauern um einen Menschen, der es glänzend verstand, kirchenleitendes Handeln und wissenschaftliches Engagement miteinander zu verbinden“, sagte der Leitende Geistliche der VELKD, Landesbischof Ralf Meister. „Sowohl in seiner bischöflichen wie in seiner historisch-theologischen Arbeit hat er sich viele Verdienst und Sympathien erworben. Unvergessen ist seine natürliche, bescheidene und freundliche Art, mit der er auch bei Meinungsverschiedenheiten vermitteln konnte. Geradezu prophetisch war seine Prognose von 1983, dass sich die Mitgliederzahlen der großen christlichen Kirchen innerhalb von 50 Jahren halbieren werden.“ Müller habe sich bis vor wenigen Jahren an gesellschaftlichen und kirchlichen Debatten mit einer wertkonservativen Stimme beteiligt und sich immer für eine Konzentration der Kirche auf die Verkündigung des Evangeliums eingesetzt.
Müller war unter anderem Herausgeber der Gesammelten Werke von Andreas Osiander, eines fränkischen Reformators, sowie der Theologischen Realenzyklopädie, die als umfangreichstes theologisches Lexikon im deutschsprachigen Raum gilt. Bereits 1980 hatte ihm die schottische Universität St. Andrews die Ehrendoktorwürde verliehen.
Bevor die braunschweigische Landessynode Müller zum Landesbischof wählte, war er 15 Jahre lang als Professor für Historische Theologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg tätig. Sein Studium der Evangelischen Theologie hatte er in Marburg, Göttingen und Tübingen absolviert. Während seiner Zeit als Landesbischof wurde er Honorarprofessor an der Universität Göttingen.
Neben seinen kirchenleitenden Aufgaben engagierte sich Müller in mehreren Funktionen ehrenamtlich. So war er 1975 bis 1983 Präsident der Luther-Gesellschaft, ferner Vorsitzender des Martin-Luther-Bundes, Mitglied der Historischen Kommission des deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes, der Historischen Kommission für Hessen und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz.
Hannover, 12. Mai 2024
Pressestelle der VELKD
Dr. Frank Hofmann
Pressesprecher