Erfurt (epd). Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat auf dem Katholikentag in Erfurt die weltweite Gewalt gegen Frauen angeprangert. „Keine Toleranz dafür, dass die Würde von so vielen Menschen, von so vielen Frauen in so vielen Ländern dieser Erde mit Füßen getreten wird“, sagte die Hamburger Bischöfin am Freitag im Erfurter Dom in einem ökumenischen Frauengottesdienst. Man dürfe sich nicht abfinden mit gewalttätigen Despoten, mit Machtmissbrauch und Diskriminierung.
Ein besonderes Kapitel sei die Gewalt, vor allem sexualisierte Gewalt, die Frauen in Kriegen erleiden, fügte Fehrs hinzu: „Soldaten oder bewaffnete Milizen nutzen ihre Macht und den Zusammenbruch rechtsstaatlicher Kontrolle aus, um auf grausamste Weise Frauen in ihrer Integrität zu zerstören. Strafverfolgung müssen sie ja nicht fürchten.“
Seit Jahrtausenden gebe es Kriegsgewalt gegen Frauen, beklagte Fehrs: Oft kämpften sie jahrzehntelang um die Anerkennung ihres Leids, wie Zehntausende sogenannte „Trostfrauen“, die während des Zweiten Weltkriegs in japanische Kriegsbordelle verschleppt wurden. Erst allmählich entwickele sich ein öffentliches Bewusstsein dafür. Es sei ein Erfolg der weltweiten Frauenrechtsbewegung, dass diese Gewalt gegen Frauen mittlerweile thematisiert, enttabuisiert und ernst genommen wird, sagte die Bischöfin in ihrer Predigt zum Bibeltext über die Geschichte von Naamans Heilung (2. Könige 5, 1-14).
Oft werde die Gewalt gegen Frauen zudem sprachlich verharmlost und bagatellisiert, kritisierte die Bischöfin. Wenn in Deutschland fast jeden dritten Tag eine Frau durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners stirbt, spreche die Berichterstattung oft von einem „Familiendrama“. Fehrs begrüßte ausdrücklich auch die Auseinandersetzung damit, „dass und wie Machtmissbrauch und Gewalt in unseren Kirchen geschehen konnte“.
Der fünftägige 103. Deutsche Katholikentag in Erfurt steht bis Sonntag unter dem biblischen Leitwort „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ aus Psalm 37. Alle zwei Jahre veranstaltet das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) einen Katholikentag, jeweils in einem anderen Bistum.