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„Demokratie ist auf Vertrauen angewiesen“ – EKD


Rat der EKD veröffentlicht Wort zum gesellschaftlichen und politischen Miteinander in Deutschland

Unter dem Eindruck der jüngsten Bundestagswahl hat der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch (12. März) ein Wort zum Umgang mit Populismus und polarisierender Politik veröffentlicht. „Unsere Demokratie lebt vom Vertrauen – in unsere Institutionen, in unsere Mitmenschen und in die Kraft des konstruktiven Gesprächs. Vertrauen aber wächst nicht von selbst. Es braucht Menschen, die einander mit Respekt begegnen. Als Christinnen und Christen tragen wir eine besondere Verantwortung, diese Haltung der abwägenden Vernunft und der Empathie in die Gesellschaft einzubringen“, sagt die Vorsitzende des Rates, Bischöfin Kirsten Fehrs.

Derzeit trage populistische Politik dazu bei, Menschen mit einer aggressiven Rhetorik zu verunsichern und das Vertrauen in die demokratischen Institutionen zu erschüttern. Demokratie sei keine Selbstverständlichkeit, so Bischöfin Fehrs: „Wir müssen sie täglich neu verteidigen, sie dabei aber auch aktiv gestalten. Das bedeutet, Unterschiede auszuhalten, Kompromisse zu suchen und Verantwortung zu übernehmen. Demokratie ist nicht perfekt, aber sie ist der beste Weg, den wir haben, um als Gesellschaft miteinander in Frieden zu leben.“

Das mit „Christliche Perspektiven für unser gesellschaftliches und politisches Miteinander“ überschriebene Wort des Rates knüpft dabei auch an die vor 40 Jahren veröffentlichte Demokratiedenkschrift an. Die Denkschrift aus dem Jahr 1985 halte fest, dass Christinnen und Christen der Demokratie zustimmen, „weil und sofern sie die unantastbare Würde der Person zur Grundlage hat“, heißt es in dem Papier.

„Der Rat der EKD möchte mit seinen Perspektiven die Aufmerksamkeit auch auf Ungleichheiten richten wie etwa denen zwischen Ost und West“, so der stellvertretende Ratsvorsitzende, der sächsische Landesbischof Tobias Bilz. Eine größer werdende Bevölkerungsgruppe in Ostdeutschland fühle sich im Blick auf die wirtschaftlichen Möglichkeiten und Zukunftsperspektiven benachteiligt und fremdbestimmt. „Wenn die Perspektiven negativ sind, schwindet die Bereitschaft, die bestehenden Verhältnisse zu verteidigen.“ Darüber müsse gesprochen werden, so Bilz. „Sprechen heißt auch, auf Belehrung zu verzichten und schmerzhafte Worte auszuhalten, um der Menschenfreundlichkeit willen.“

An die erste Stelle setzt das Papier Zuversicht und Mut gegen Angst und Verunsicherung – ein Grundmotiv der biblischen Erzählungen. Die zweite These stellt den Blick auf den Menschen als Gottes Ebenbild in den Vordergrund, dem sich alle anderen Aspekte unterzuordnen haben. Da alle Menschen Gottes Kinder seien, verbiete sich – drittens – eine Aufteilung in „Die“ und „Wir“. Die vierte These ermuntert zum offenen Austausch mit Bereitschaft zur Selbstkritik und der Fähigkeit, zwischen Menschen und Meinungen zu unterscheiden. Der letzte Punkt ist ein Appell, angesichts der komplexen Probleme nicht unrealistische Maximallösungen anzustreben, sondern kluge Kompromisse, die von vielen getragen werden können.

Das Wort des Rates, das in den kommenden Wochen in Kirche und Politik verbreitet werden soll, steht zum Download unter www.ekd.de/christlicheperspektiven.

Vor wenigen Wochen hatten evangelische Kirche und Diakonie bereits die Initiative „#VerständigungsOrte“ gestartet. Im Rahmen der Kampagne bieten Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen Orte zum Austausch über gesellschaftliche Krisen und Konflikte an. Die Kampagne unterstützt die Verantwortlichen vor Ort mit Tipps, Material, Praxisbeispielen und digitalen Coachings.

Hannover, 12. März 2025

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt