Nürnberg/München (epd). Der frühere bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich ist tot. Wie die Landeskirche dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch mitteilte, starb er im Alter von 77 Jahren nach langer Krankheit in Nürnberg. „Johannes Friedrich hat vorgelebt, wie der christliche Glaube die Freiheit schenkt, das Leben gut zu gestalten“, sagte Landesbischof Christian Kopp. Er sei ein ökumenischer Brückenbauer gewesen, der für eine Kirche mitten in der Welt eingetreten sei.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU), selbst evangelischer Christ und früheres Mitglied des evangelischen Kirchenparlaments, teilte mit, dass ihn die Nachricht von Friedrichs Tod sehr bewegt habe. Mit Empathie, Toleranz und viel Herz habe er die Werte der Gemeinschaft und Gesellschaft vermittelt. Dabei sei er nicht nur entschlossen für die evangelisch-lutherische Kirche eingetreten, sondern habe immer das Verbindende der Weltkirchen gesucht – insbesondere für die Aussöhnung zwischen Judentum und Christentum, sagte Söder weiter.
Auch bundesweit sorgte der Tod von Friedrich für Trauer. Friedrich sei ein warmherziger und weitsichtiger Lutheraner gewesen, der zugleich den einzelnen Menschen und das Ganze der Theologie im Blick behielt, würdigte der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Ralf Meister (Hannover), einen seiner Amtsvorgänger. Friedrich sei ein „beeindruckender Geistlicher“ gewesen, der für die weltweite Ökumene gestritten habe.
2000 bis 2005 war Friedrich Catholica-Beauftragter der VELKD, bevor er 2005 zum Leitenden Bischof der VELKD gewählt wurde. Dieses Amt übte er bis 2011 aus, und zwar in Personalunion mit dem Amt des Vorsitzenden des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes. Von 2002 bis 2013 gehörte Friedrich auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an.
Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs sagte: „Johannes Friedrich schöpfte seine Kraft aus einem unverbrüchlichen Glauben und wirkte segensreich in vielen kirchlichen Bereichen: im Verkündigungsdienst als Pfarrer, Propst und Bischof, als Seelsorger und als großer Brückenbauer in der Ökumene und im interreligiösen Dialog.“ Sie habe ihn als theologisch klar und menschlich zugewandt erlebt, so die Hamburger Bischöfin.
Friedrich war von 1999 bis 2011 bayerischer Landesbischof. Besonders am Herzen hätten ihm das christlich-jüdische Gespräch und der Dialog mit den Muslimen gelegen, teilte die Landeskirche mit. Friedrich sei gegen alle Formen von Extremismus und Antisemitismus eingetreten und habe zu den Gründern des Bayerischen „Bündnisses für Toleranz – Demokratie und Menschenwürde schützen“ gehört.
Zudem war der Theologe sechs Jahre lang Propst der evangelischen Gemeinde in Jerusalem und Stadtdekan in Nürnberg. 1996 wurde er in die Landessynode gewählt. Er war Vorsitzender der Deutschen Bibelgesellschaft, Vorsitzender des Verwaltungsrats des Bayerischen Zentralbibelvereins und trieb in dieser Eigenschaft das Projekt Bibelmuseum, das 2023 eingeweiht wurde, in Nürnberg voran.
Nach zwölf Jahren Dienstzeit als Bischof wünschte sich Friedrich noch ein Leben als einfacher Dorfpfarrer und tat bis zu seiner Pensionierung im fränkischen Bertholdsdorf Dienst. Friedrich hinterlässt eine Frau und zwei Töchter.
Die gemeinsame EKD- und VELKD-Pressemitteilung finden Sie hier