Dresden (epd). Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister, hat vor dem Zerfall der internationalen Ordnung und dem Erstarken autoritärer Machtpolitiken gewarnt. „Schon ein flüchtiger Blick auf autoritative Staatslenker zeigt, dass wir in einer neuen Phase der politischen Ordnung und Unordnung angekommen sind“, sagte Meister am Freitag zur Eröffnung der 6. Tagung der 13. Generalsynode in Dresden. Es gebe eine massive Destruktion der Ordnungssysteme.
Als Beispiel nannte er US-Präsident Donald Trump, „der, ohne Rücksicht auf demokratische Gewaltenteilung oder Rechtsstellung anderer demokratischer Organe mit seiner Entscheidungsgewalt, der Souverän des Staates geworden ist“: „Einer, der Unternehmen beugt, Meinungen unterdrückt, Folgschaft erzwingt“, sagte der hannoversche Landesbischof.
„Illusion, dass völkerrechtliche Ordnungen Bestand hätten“
Meister erinnerte an die Verabschiedung der UN-Charta vor 80 Jahren, die in diesem Jahr gefeiert worden sei. „Wir lebten in der Illusion, dass völkerrechtliche Ordnungen dauerhaften Bestand haben werden und sich weiter dauerhaft zum Besseren verändern. Wir leben in einem Jahrzehnt, das zeigt, dass das nicht stimmt“, sagte er.
Spätestens seit dem fast folgenlos gebliebenen Überfall Russlands auf die Ukraine 2014 sei deutlich geworden, dass völkerrechtliche Vereinbarungen ihren bindenden Charakter verloren hätten.
Meister: „Wo Ordnung dem Leben dient, bleibt sie evangelisch“
Meister stellte seinen Bericht unter das Thema „Über die Ordnungen“. Der Begriff sei ambivalent, betonte er: Ordnungen könnten tragen, aber auch fesseln. „Ohne Ordnung kein Zusammenleben, aber ohne auch Freiheit keine menschliche Ordnung.“ Sie müssten sich immer daran messen lassen, ob sie dem Menschen dienen. Keine Ordnung sei heilig.
Mit Blick auf die Kirche sagte Meister: „Wo Ordnung dem Leben dient, bleibt sie evangelisch.“ Nur eine Ordnung, die sich vom Schrei der Leidenden stören lasse, bleibe menschlich. „Glauben kann deshalb niemals unpolitisch sein“, betonte der Theologe.
Der Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands gehören sieben Gliedkirchen mit insgesamt über 7,3 Millionen Mitgliedern an. Mit der Generalsynode der VELKD beginnt die Jahrestagung des protestantischen Kirchenparlaments. Am Samstag beraten die Delegierten der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) über das Thema „Kirche und Macht“. Die Jahrestagung dauert noch bis Mittwoch.