EKD News

Evangelische Kirche setzt Debatte um gerechten Frieden fort – EKD


  • Außenminister Wadephul würdigt die neue Friedensdenkschrift der EKD: „Krieg ist niemals eine Zwangsläufigkeit“.
  • Mehr als 200 Gäste aus Politik und Gesellschaft beim Akademiegespräch in Berlin.

Hannover, 14. November. „Frieden ist möglich – die Zukunft ist offen“, sagte Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) am Mittwochabend auf einer Veranstaltung im Berliner Haus der Evangelischen Kirche in Deutschland. Trotz der „Dramatik unserer Gegenwart“ mit „schrecklichem menschlichen Leid in unserer Nachbarschaft“, in der „Krieg und Frieden in hybrider Vermischung“ auftreten, sei nach wie vor die „Zuversicht Ausgangspunkt jeder demokratischen Politik“. Wer Politik mache, tue dies in der Überzeugung, „dass wir uns nicht in den schicksalhaften Lauf der Dinge fügen müssen“. Krieg sei „niemals eine Zwangsläufigkeit“.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte am Montag auf der Synode in Dresden die neue Friedensdenkschrift „Welt in Unordnung – Wege zum gerechten Frieden“ vorgestellt. Um die wichtige Debatte über Krieg und Frieden fortzusetzen, haben die Evangelischen Akademien Bad Boll, Berlin, Loccum und Villigst sowie die EKD zu einem Akademiegespräch mit mehr als 200 Gästen aus Politik und Gesellschaft eingeladen. In seiner Keynote lobte der Bundesaußenminister die neue friedensethische Denkschrift der EKD: „Sie erkennt an, dass die Anwendung von Gegengewalt durch einen angegriffenen Staat nicht nur völkerrechtlich, sondern auch ethisch gerechtfertigt ist“. Und sie akzeptiere, dass ein kategorischer Pazifismus als universale politische Ethik nicht zu legitimieren sei. „Als Christ und Außenminister bin ich dankbar für diese umsichtig abwägenden, aber im Ergebnis klaren Positionierungen der evangelischen Kirche. Meiner Kirche.“

Zur Frage der Waffenlieferung in die Ukraine – die Denkschrift fordert hier eine „Prüfung im Einzelfall“ – hätte sich der Außenminister einen „klareren Schritt“ gewünscht: „Denn zumindest für mich ist klar, dass hier, in der Ukraine, die Bedingungen für das Vorliegen der ‚rechtserhaltenden‘ Gewalt so eindeutig erfüllt sind wie in kaum einer anderen denkbaren Konstellation. Denn die Alternative zur Gegengewalt ist Butscha.“

Die Vorsitzende des Rates der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs, dankte dem Minister und sprach ihren Respekt dafür aus, dass er „mit Aufrichtigkeit, Klarheit und Empathie“ als „Christenmensch in der Politik“ stehe. Die Zuversicht sei nicht allein Ausgangspunkt jeder demokratischen Politik, „sie ist auch Grund und Ziel unseres Glaubens“. Sie betonte, dass die Denkschrift das Gebot zum Gewaltverzicht nach wie vor als Verpflichtung sehe, „an den Gewaltverzicht so nahe wie irgend möglich heranzurücken“. Gleichzeitig mache sie klar, dass es nach dem Gebot der Nächstenliebe „den Dritten zu schützen gilt“, dem brutale Gewalt angetan werde. Der Konflikt sei unausweichlich: „Ob wir mit Gewalt einschreiten oder Gewalt an ihnen geschehen lassen, in beiden Fällen machen wir uns schuldig.“

In dem Podcast „Frieden denken“ kommen Expertinnen und Experten zu Wort, die an der neuen Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland über Frieden mitgearbeitet haben. Jede Folge beleuchtet unterschiedliche Aspekte des Friedens – von gerechtem Frieden, nuklearer Abschreckung und Rüstungsexporten bis hin zu Wehrpflicht, Völkerrecht und Friedensspiritualität. In der aktuellen Folge diskutieren die Präses der Synode, Anna-Nicole Heinrich und Militärhistoriker Sönke Neitzel sprechen über die Wehrpflicht und Freiwilligendienst sowie darüber, warum Frieden mehr ist als die Abwesenheit von Krieg.


Weitere Informationen unter Neue Podcast-Reihe „Frieden denken“ – EKD.

Die neue Denkschrift ist hier kostenlos herunterzuladen.

Hannover, 14. November 2025

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt