So hat die katholische St. Josephsgemeinde in Hannover bereits die HDI-Arena am Maschsee angemietet, wo sonst der Fußballclub Hannover 96 spielt. Pfarrer Heinrich Plochg will dort an Heiligabend einen Gottesdienst mit rund 2.000 Teilnehmern feiern. Die Protestanten haben sich unterdessen die Eishockey-Arena der „Hannover Indians“ und ein weiteres Stadion gesichert.
Auf festliches Ambiente muss auch bei diesem Fest niemand verzichten. So will eine Gemeinde in Lüneburg im Stundentakt sieben Freiluft-Gottesdienste im Hof des Klosters Lüne anbieten, einer von Mauern umgebenen mittelalterlichen Anlage. In Oldenburg, Bremen, Northeim oder Hildesheim sind Feiern auf zentralen Plätzen geplant. „In diesem Jahr wird Kirche überall auf den Straßen und Plätzen sichtbar, das ist eine große Chance“, sagt der Hildesheimer Superintendent Mirko Peisert.
Allerdings ist rund zweieinhalb Monate vor Weihnachten noch vieles ungewiss – neben dem Wetter und dem Fortgang der Infektionslage. So verhandelt die Marktkirche in Hannover gerade mit der Stadt, ob sie zwischen der Kirche und dem Alten Rathaus eine große Open-Air-Bühne aufbauen kann. „Mit einer überdachten Krippe darauf“, sagt Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes. Doch noch ist unklar, ob auf dem Marktplatz genug Platz ist, weil möglicherweise der Weihnachtsmarkt verlängert wird.
In anderen Städten setzen die Kirchen deshalb auf bewegliche Gottesdienste. In Ostfriesland und im Hildesheimer Land sollen Gottesdienst-Teams auf Traktor-Anhängern oder Planwagen durch einen oder mehrere Orte ziehen und Plätze anfahren, auf denen die Menschen im Stehen oder auf mitgebrachten Klappstühlen Heiligabend feiern. Das Prinzip funktioniert auch zu Fuß als „Stationenweg“: Dann kommt alle paar Minuten eine Aktionsgruppe an den Wartenden vorbei: mit Musik, einer Predigt oder einem Krippenspiel.
Wer an Heiligabend im Gottesdienst trotzdem ein Dach über dem Kopf haben will, muss Abstandsregeln, Maskenpflicht und Teilnahmebeschränkungen in Kauf nehmen. So hat die Marktkirche in Hannover die Zahl der Stühle von 712 auf 190 heruntergefahren. Wegen der nötigen Namenslisten müssen sich die Teilnehmer vielerorts persönlich anmelden – ob schriftlich, per Telefon oder per Internet. „Dann gibt es Weihnachten nur mit Eintrittskarte“, sagt Pastor Christoph Jebens von der Martin-Luther-Kirche in Emden.
Damit trotzdem möglichst viele kommen können, wollen einige Gemeinden in Turnhallen, Stadthallen, Reithallen oder Scheunen feiern. Ulf Preuß von der Evangelisch-reformierten Kirche ist sich auf jeden Fall sicher: „„Heiligabend im Jahr 2020 wird etwas ganz Besonderes.“